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Mittwoch, September 25, 2024
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    Das 58-Euro-Ticket

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    Das 49-Euro-Ticket wird teurer – mal wieder zu Lasten der Verbraucher:innen. Das „Erfolgsmodell“ Deutschlandticket scheint in der Bilanz gar nicht so erfolgreich gewesen zu sein.

    Ursprünglich hatte das 9-Euro-Ticket im Sommer 2022 – neben viel Chaos an Bahnhöfen und überfüllten Zügen – für eine deutliche finanzielle Entlastung gesorgt und eine breitere Mobilität insbesondere für ärmere Teile der Arbeiter:innen ermöglicht. Dann wurde es am 1. Mai 2023 vom 49-Euro-Ticket, auch als „Deutschlandticket” bekannt, abgelöst. Zwar konnten Fahrgäste weiterhin alle Vorteile des 9-Euro-Tickets genießen und in ganz Deutschland mit dem Nah- und Regionalverkehr fahren, nur eben zum fünffachen Preis.

    Das 9-Euro-Ticket war damals eine Reaktion auf die steigenden Energiepreise infolge der anhaltenden Wirtschaftskrise. Doch anders als von Medien und Politik oft behauptet, war der Preisanstieg nicht ausschließlich das Resultat des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, sondern das einer gezielten Preispolitik von Energiemonopolen und der Verschärfung einer sich bereits seit längerem anbahnenden Wirtschaftskrise im Zuge der Corona-Pandemie.

    Teuerungen: Energiekosten explodieren trotz staatlicher Preisdeckel

    Nun soll aber auch das 49-Euro-Ticket der Vergangenheit angehören: Die Verkehrsminister der Länder haben sich auf eine Preiserhöhung um 9 Euro auf insgesamt 58 Euro pro Monat ab Januar 2025 geeinigt.

    „Erfolgsmodell“ Deutschlandticket?

    Grünen-Politiker und Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz Oliver Krischer dazu: Die Einigung zeige, dass „die Länder am Erfolgsmodell Deutschlandticket festhalten wollen“. Mit dem erhöhten Preis wolle man „das Ticket weiter attraktiv zu halten und die Finanzierung auf solidere Füße zu stellen.“

    Inwiefern das „Erfolgsmodell“ Deutschlandticket aber wirklich ein Erfolg war, lässt sich hinterfragen. Zwar könnte man mit den 52 Millionen verkauften 9-Euro-Tickets durchaus von einem Erfolg sprechen. Doch die massiv angestiegenen Lebenshaltungskosten und die historisch hohe Inflation während des Sommers 2022 konnte selbst das 9-Euro-Ticket nicht auffangen.

    Zudem hat es gleichzeitig die strukturellen Schwächen der deutschen Infrastruktur aufgezeigt: überfüllte Züge, zu wenig Personal, schlechte Instandhaltung des Schienennetzwerkes. Ein billiges Ticket also wird die Folgen konsequenter Kürzungen durch die Politik nicht auffangen können.

    49 Euro-Ticket: die vier größten Probleme des 9 Euro-Ticket-Nachfolgers

    Der einzige Vorteil – der erschwingliche Preis – war aber bereits mit der Ablösung durch das 49-Euro-Ticket verloren gegangen. Das zeigte sich nicht zuletzt in dem Einbruch der Verkaufszahlen von 52 Millionen verkauften 9-Euro-Tickets auf mittlerweile „nur“ noch 13 Millionen erworbene 49-Euro-Tickets. War das 49-Euro-Ticket schon damals für Hartz IV-Empfänger:innen kaum bezahlbar, wird auch das im „neuen“ Bürgergeld eingeplante Budget von knapp 50€ jetzt wieder nicht ausreichen.

    Ein weiterer Kritikpunkt am Deutschlandticket bereits vor der Preiserhöhung ist seine Finanzierung. Diese steht nämlich nicht auf „solideren Füßen“, sondern baut auf die Steuergelder aller Arbeitenden. Die „finanzielle Entlastung“ durch das 9-Euro- oder 49-Euro-Ticket während der Energiekrise wurde nämlich mit staatlichen Geldern, also mit den Abgaben aus den Taschen der arbeitenden Bevölkerung gezahlt.

    Weitere Preiserhöhungen wahrscheinlich

    Als Reaktion auf die angekündigten Preiserhöhungen fordern nun verschiedene Verbände eine günstigere Alternative in Form eines „Sozialtickets” für Studierende, Schüler:innen und Senior:innen: „Für viele, vor allem finanziell schwächere Menschen, ist das ohnehin schon zu teure Ticket nun in unerreichbare Ferne gerückt“, kritisierte z.B. Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD).

    Haushalt 2025: Umstrittener Sparkurs

    Dafür benötige es jedoch eine fortlaufende und verlässliche finanzielle Unterstützung durch den Bund – das Ticket ist nämlich an den jeweiligen Haushalt gekoppelt. Aktuell steuern Bund und Länder zwar noch 1,5 Milliarden Euro bei. Diese Unterstützung gilt aber zunächst nur bis einschließlich 2025. Sollte sich also der Sparkurs in der Haushaltspolitik fortsetzen, kann man im Jahr 2026 mit einer weiteren Ticketpreiserhöhung rechnen.

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