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Samstag, April 27, 2024
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    BioNTech/Pfizer wollte 27 Milliarden Euro für seinen Impfstoff – der auch mit Steuergeld entwickelt wurde

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    Das deutsche Unternehmen “BioNTech” und der amerikanische Konzern “Pfizer” hatten von der EU-Kommission im Juni extrem hohe Preise von 54,08 Euro pro Impfdose verlangt – und das trotz Unterstützung durch Steuergeld. Und was haben die Multi-Milliardäre Andreas und Thomas Strüngmann damit zu tun?

    Bereits im Juni 2020, als die erste Corona-Welle abklang, war klar, dass Impfen eine zentrale Bedeutung in der Bekämpfung der Pandemie haben würde. Das Mainzer Unternehmen BioNTech und der amerikanische Pharmariese Pfizer waren dabei in der Entwicklung eines Impfstoffs schon weit fortgeschritten. Sie nutzten ihre Führungsposition jedoch auch, um gegenüber der EU-Kommission extrem hohe Preise zu verlangen.

    Wie tagesschau.de berichtet, verlangten BioNTech/Pfizer 54,08 Euro pro Impfdose. Bei angebotenen 500 Millionen Impfdosen wären das 27 Milliarden Euro gewesen. Damit hätten etwa 250 Millionen Menschen geimpft werden können.

    Hierzu erklärte der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, Wolf Dieter Ludwig, gegenüber tagesschau.de: “Ich sehe darin ein Profitstreben, das in der jetzigen Situation der Pandemie in keiner Weise gerechtfertigt ist.” Seiner Meinung nach hätten „die Interessen der Aktionäre weniger Bedeutung als die Interessen der Bevölkerungen, die von dieser Pandemie befreit werden wollen.”

    Interessen der Aktionäre

    Bedeutende Aktionäre sind in diesem Fall die zwei deutschen Zwillingsbrüder Andreas und Thomas Strüngmann. Ihnen gehören 50 Prozent der BioNTech-Aktien. Das Magazin Forbes bezifferte das Vermögen der 70-jährigen Hexal-Mitgründer im September 2020 auf jeweils 9,6 Mrd. Dollar (weltweit Platz 141). Das war mehr als doppelt so viel wie noch im März 2019 (4,4 Mrd Dollar). Ihre Interessen auf möglichst hohem Profit dürften bei der Bestimmung des Preises pro Dosis also durchaus eine Rolle gespielt haben.

    Zu einem Deal gehören aber immer zwei: So wurde die Impfstoffverbreitung auf der einen Seite durch das Profitstreben der Herstellerfirmen Biontech und Pfizer begrenzt, andererseits durch die bereitwillige politische Unterordnung der EU-Kommission. Denn diese stellte nie zur Debatte, z.B. das Knowhow zur Impfstoffproduktion in dieser Notsituation zu beschlagnahmen und damit einer massenhaften kostengünstigen Produktion zuzuführen.

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    Argumente gab es dafür durchaus: Nicht nur der sich weiter anbahnende Gesundheitsnotstand, sondern auch der Umstand, dass die Entwicklung des Impfstoffs mit viel Staatsgeld unterstützt wurde. Denn BioNTech hat bereits in seinen Anfangsjahren ab 2012 ca. 50 Millionen Euro Fördergelder durch die “Clusterinitiative” und EU-Programme erhalten.

    Dennoch stellte die Herstellerfirma anfangs Forderungen mit diesem so hohen Preis an die EU-Kommission. Später scheint der Preis gedrückt worden zu sein. So berichtete Reuters im Dezember, dass eine Dosis für 15,50€ verkauft worden sein soll. Dies wird jedoch vermutlich nicht an der Menschenfreundlichkeit des Unternehmens gelegen haben, sondern daran, dass beispielsweise der US-Konzern “Moderna” ebenfalls einen wirksamen Impfstoff entwickelte und ein Preiskampf stattfand.

    Dennoch ging die staatliche Förderung von BioNTech weiter. Im September gab die Bundesregierung bekannt, dass der Impfstoffentwickler 375 Millionen Euro aus einem Sonderprogramm erhalte. Dies dürfte schon einen Großteil der Entwicklungskosten gedeckt haben, die das Wirtschaftsmagazin Capital im Mai auf rund 500 Millionen Euro schätzte.

    Hintergrund könnte eine Strategie-Änderung der staatlichen Impfstoffbeschaffung gewesen sein. Handelsblatt-Autor Marcus Schreiber beschrieb Ende November diesen Deal zwischen dem Staat und den vielversprechenden Impfstoffunternehmen so: „Wir, der Staat, bezahlen euch in jedem Fall alle Entwicklungskosten und entschädigen euch notfalls für alle ungenutzten Investitionen, falls ihr keine Zulassung für euren Impfstoff bekommt oder dieser zu spät kommt. Im Erfolgsfall dürft ihr angemessen, aber nicht exorbitant verdienen.“ Simpel ausgedrückt: Der Staat hat der Pharmaindustrie sämtliche unternehmerischen Risiken abgenommen und ihnen gleichzeitig den Profit gesichert.

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