Die Friedrich-Ebert-Stiftung wird alle zwei Jahre beauftragt, eine „Mitte“-Studie anzufertigen. In der aktuellen Befragung gibt die ökonomisch und politische „Mitte“ der Gesellschaft an, „Rechtsextremismus“ und den Klimawandel als größte Bedrohung zu sehen.
Seit 2006 bekommt die SPD-nahe Stiftung den Auftrag, die Meinung der ökonomisch und politischen „Mitte“ zu untersuchen. In diesem Jahr erhielt die Befragung den Titel „Geforderte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2020/2021“. Als Mitte werden hier die Leute bezeichnet, die das „demokratische Gemeinwesen“ tragen und nicht nur ökonomisch, sondern auch politisch nicht zu den „extremen“ Rändern gehören.
Laut der Studie denkt diese gesellschaftliche Mitte, dass sie genügend Abwehrkräfte gegen Faschist:innen habe. Dennoch wird „Rechtsextremismus“ gleichzeitig als größte Bedrohung der Demokratie gesehen. Die rassistischen und antisemitischen Anschläge der Faschist:innen der vergangenen Jahre haben bei 70 Prozent der Teilnehmer:innen zu Angst geführt. Bei der telefonischen Befragung stellte sich heraus, dass 1,4 Prozent den Hitlerfaschismus befürworten, während sich 72,8 Prozent der Befragten als „überzeugte Demokrat:innen“ sehen. Die Studienherausgeber:innen sehen darin dennoch ein Warnsignal: Rassismus und Menschenfeindlichkeit breiteten sich so rasant aus, dass die Politik nun gegensteuern müsse.
16 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die regierenden Parteien das Volk betrügen würden. 15 Prozent halten eine Rechtseinschränkung entgegen der nationalen Interessen für richtig. Auch der Zuspruch zum Sozialdarwinismus steigt stetig an: knapp 17 Prozent stimmen zu, dass es wertvolles und „unwertes“ Leben gäbe.
Weiterhin sehen knapp 70 Prozent der Mitte auch den Klimawandel als große Bedrohung, rund 80 Prozent halten ihn für menschengemacht. Somit sind die Zahlen der Klimaleugner:innen relativ gering. Anders sieht es allerdings bei der Bekämpfung des Klimawandels aus. So vermuten knapp 12 Prozent, dass die Kommunalpolitik mit der „Windkraftlobby“ zusammenarbeite. Vor allem Jugendliche sind bei dem Thema „Klimawandel“ alarmiert, während Ostdeutsche den Klimawandel als nicht so sehr gefährlich einschätzen, obwohl sie statistisch häufiger von Hitze und Trockenheit betroffen sind.
Die Studie zeigt, dass die Mehrheit der Mitte die Grundlagen für ein demokratisches Gemeinwesen trägt. Faschismus, Klimawandel und soziale Spaltungen werden als die drei größten Gefahren wahrgenommen. Allerdings lässt sich auch erkennen, dass bei vertieften Gesprächen nahezu jede fünfte Person offen für verschwörerische Erzählungen und rechtes Gedankengut ist.