Wer zahlt für die Krise? Auf diese Frage gibt das „Institut der deutschen Wirtschaft“ in einer neuen „Kurzstudie“ eine klare Antwort: Arbeiter:innen sollen länger arbeiten und weniger Urlaub machen, um die staatlich aufgenommenen Krisen-Schulden abzutragen.
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ist ein kapital-nahes „Wirtschaftsforschungsinstitut“ mit starkem Einfluss. Zu ihm gehört auch die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM), die zuletzt mit einer rechtsoffenen Anti-Baerbock-Kampagne für Aufsehen sorgte.
Wer darüber Bescheid wissen möchte, welche Pläne ein großer Lobbyapparat in die verschiedenen Gremien der Bundesregierung einbringen wird, sollte sich deshalb für die Publikationen des „IW“ interessieren.
Dort ist am Montag ein marktradikaler Vorschlag zur Abwälzung der Krisenlasten auf die Arbeiter:innen erschienen: Im „IW-Kurzbericht“ fordern die Ökonom:innen Galina Kolev und Thomas Obst, die Jahresarbeitszeit um 11 Prozent zu steigern.
So sollten die Deutschen statt durchschnittlich 34 Wochenstunden in Zukunft 36 Wochenstunden arbeiten. Zudem sollen sie eineinhalb Wochen länger im Jahr arbeiten.
Durch die Steigerung der Wochenstunden könnte ein „Potenzial“ von 1,83 Milliarden Arbeitsstunden und durch Kürzung des Urlaubs sogar von 7,7 Milliarden Stunden „aktiviert“ werden, so die beiden kapitalistischen Wirtschaftswissenschaftler:innen. Dies soll „unter anderem“ durch eine Erhöhung der Erwerbstätigkeit von Frauen erreicht werden, die oft in Teilzeit beschäftigt sind.
Das dadurch steigerbare Produktionspotenzial könne „einen entscheidenden Beitrag zur Senkung der im Zuge der COVID-19-Krise gestiegenen Schuldenstandsquote leisten.“
Bereits im April hatte das IW in Zusammenarbeit mit weiteren Forschungsinstituten die Politik aufgefordert, das Renteneintrittsalter um 2 Jahre auf 69 Jahre anzuheben. Scheinbar wird dieser Vorschlag auch bereits konkret in der Politik diskutiert. Dies könnte auch mit den nun vorliegenden Vorschlägen geschehen.