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Samstag, April 27, 2024
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    Deutsche Wirtschaft produziert fünf Prozent weniger als 2019

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    Schon seit 2019 befindet sich die deutsche Wirtschaft im Krisenmodus. Auch wegen der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg konnte sie sich immer noch nicht auf das Niveau vor der Krise zurückentwickeln.

    Das kapitalnahe “Institut der Deutschen Wirtschaft” (IW) hat einen Report über die aktuelle wirtschaftliche Lage veröffentlicht. Darin wird die allgemeine Entwicklung der Industrie und der verschiedenen Industriezweige in den letzten vier Jahren analysiert. Insgesamt zeigt sich bei fast allen Industriebranchen eine Stagnation bzw. ein Rückgang. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg ziehen die Folgen einer kapitalistischen Überproduktionskrise in die Länge, die schon seit 2019 besteht.

    Stagnation bis Rezension in fast allen Bereichen

    Zusammengefasst sieht es in den verschiedenen Industriebranchen so aus:

    • Die allgemeine Industrieproduktion befindet sich in einer langanhaltenden Stagnation. Im 2. Quartal 2023 ist sie leicht zurückgegangen und schwankt generell um das Durchschnittsniveau von 2021 und 2022. Die meisten Unternehmen sehen keine Verbesserung in letzter Zeit. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 wird heute über alle Branchen hinweg 5% weniger produziert. Wenn man diese “Produktionslücke” mit 2018 vergleicht, liegt der Unterschied sogar bei 8%.
    • Durch die Corona-Pandemie ist die Produktion in der für Deutschland traditionell bedeutenden Automobilindustrie im Frühjahr 2020 massiv eingebrochen – stärker als in allen anderen Industriebranchen (50% weniger als 2019). Sie konnte sich dann Ende 2020 wieder erholen, bis schließlich die Lieferketten wegen der staatlichen Pandemie-Maßnahmen einbrachen. Dies führte zu einem hohen Materialmangel, wodurch es wieder zu einem Rückgang kam. Zuletzt lag der Unterschied zum Vorkrisenniveau bei 7%.
    • Auch der Maschinenbau ist im Frühjahr 2020 eingebrochen – wenngleich auch nicht so stark wie die Autobranche. Auch hier gab es Lieferengpässe, und es sind weniger Aufträge eingegangen. Seitdem sich die Branche von dem Tiefpunkt erholt hat, stagniert der Maschinenbau im Vergleich zum Vorkrisenniveau mit leichten Schwankungen. Die Metallindustrie konnte den Abstand zum Vorkrisenniveau eine Zeit lang sehr klein halten, bis auch hier wieder Lieferengpässe zum Einbruch führten.
    • Von der Corona-Pandemie war die Chemieindustrie, die für die deutsche Wirtschaft ein wichtiges Standbein ist, zunächst nicht betroffen. Doch die Energiekrise, die durch den Ukraine-Krieg verschlimmert wurde, hat diesen Bereich besonders stark getroffen. Dort ist derzeit der stärkste Rückgang aller Industriezweige zu beobachten. Da sie auch andere Branchen beliefert, hat das Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft.
    • Die Elektronikindustrie ist die einzige Branche, die ein Wachstum verzeichnen kann. Das liegt hauptsächlich daran, dass viele während der Pandemie Laptops, PCs etc. kaufen mussten.

    Deutscher Imperialismus reagiert

    Die langanhaltende Krise zeigt sich weltweit an den verschiedensten Stellen. In China ist etwa vor kurzem die Immobilienblase geplatzt. Auch Deutschland, das früher als recht krisensicher galt, schwächelt im Vergleich zu seinen imperialistischen Konkurrenten. So geht die Inflation hier viel langsamer zurück als in anderen europäischen Staaten, was die Bevölkerung vor allem durch hohe Preise zu spüren bekommt.

    Insofern steht der deutsche Imperialismus unter Druck und muss seine Produktion wieder ankurbeln. Dies geschieht zum einen mit der wiederkehrenden Debatte um eine Verlängerung des Renteneintrittsalters oder des Arbeitstags. Gleichzeitig sollen staatliche Ausgaben gekürzt und umverteilt werden: so sieht der neue Haushaltsentwurf der Regierungt Streichungen beim Pflegegeld, der Erziehung, Bildung oder der humanitären Hilfe vor – parallel dazu werden die Ausgabenprogramme für die Industrie und Aufrüstung hochgefahren.

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