`
Montag, April 29, 2024
More

    Safe Abortion Day: Frauen kämpfen bundesweit für ihr Recht auf sicheren und legalen Schwangerschaftsabbruch

    Teilen

    Am 28. September war der „Safe Abortion Day“, der internationale Tag für das Recht von Frauen und allen gebärfähigen Personen auf sicheren und legalen Schwangerschaftsabbruch. Nicht nur in Polen und den USA, wo die Gesetze zuletzt wieder verschärft wurden, ist auch nach deutschem Recht seit 1871 – also seit über 150 Jahren – der Paragraf 218 in Kraft, der Schwangerschaftsabbrüche kriminalisiert. Dagegen organisierten Frauen gestern bundesweit auch klassenkämpferisch orientierte Aktionen.

    In Berlin organisierte das “Revolutionäre Frauenbündnis”, bestehend aus dem Solidaritätsnetzwerk, der Internationalen Jugend, Betriebskampf, Zora, Young Struggle, den Kommunistischen Frauen, Roter Bund, Rosa, Hände Weg vom Wedding und anderen Gruppen, vielfältige Aktivitäten. Die zentrale Demonstration startete gestern an der Berliner Charité, da Schwangerschaftsabbrüche auch im renommierten Berliner Krankenhaus noch immer kein wirklicher Bestandteil des Medizinstudiums seien, so das Frauenbündnis.

    Die von Frauen geführte Demonstration marschierte mit bis zu 100 Personen von dort aus bis tief in den Wedding hinein, wo sie sich auf dem zentralen Leopoldplatz formierten. Den vereinzelten Rufen patriarchaler Männer hielten sie lautstark und klassenkämpferisch ihre Parolen entgegen: „Ob Kind oder nicht, dass entscheide ich!“ und, gegen den Staat gewandt: „218: wir vergessen nie – Feuer und Flamme der Bourgeoisie!“.

    Zuvor fand bereits eine Ansprache des Bündnisses statt, in dem die Unterdrückung der Frau von heute – rechtlich beispielsweise in Form der weiteren Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen – auf die ökonomischen Vorteile für die patriarchal-kapitalistische Gesellschaft zurückgeführt wurde.

    Daneben gab es eine Kundgebung vor dem Büro der AfD-Abgeordneten Beatrix von Storch. Von Storch ist dem faschistischen Teil der Bourgeoisie zuzuordnen, vertritt also die ungezügelte, totale Herrschaft des Kapitals über die Gesellschaft – und speziell über den weiblichen Körper zur Reproduktion von Arbeiter:innen.

    Am Wiener Platz in Köln kamen um 18 Uhr ca. 250 Personen zusammen, die meisten von ihnen Frauen. Zur Auftaktkundgebung der Demonstration an der Sparkasse gab es zur Einstimmung der Teilnehmer:innen Pyro-Elemente und ein Banner-Drop mit dem Aufruf zur Revolution.

    In den verschiedenen Redebeiträgen thematisierte z.B. die Organisation Zora besonders den herrschenden Sexismus in diesem Staat, das Frauenkollektiv forderte v.a. die körperliche Selbstbestimmung von Arbeiterinnen, die in Zeiten von Kriegen und Krisen wieder besonders angegriffen werden und das Offene Feministische Treffen kritisierte die Pränataldiagnostik, die nicht dem Wohl der Frau, sondern vielmehr der Geburt gesunder neuer Arbeitskräfte diene.

    Auch eine Ärztin, Frau Eva Waldschütz von „Pro Familia“, meldete sich zu Wort und kritisierte neben anderem auch die mangelhafte Versorgungslage für schwangere Frauen in Köln.

    Die Demonstration selbst war dann sehr laut und kämpferisch, mit Parolen wie „Ob Kinder oder keine, entscheiden wir alleine!“ und „Gegen das Patriarchat nur eine Option: Frauen auf zur Revolution!“. Auch der Zusammenhang, dass eine Frauenrevolution antifaschistisch sein müsse, wurde von der Moderation und durch die Losung „Siamo tutti antifascisti“ deutlich.

    Auf der Zwischenkundgebung stellten die Kommunistischen Frauen dann die Klassenfrage besonders in den Mittelpunkt: Während Kapitalistinnen sich sichere Schwangerschaftsabbrüche erkaufen könnten, verfügten Frauen aus der Arbeiter:innenklasse nicht über die gleichen finanziellen Mittel. Ein europäisches Frauensolidaritätsbündnis stellte zudem anschaulich dar, wie schlecht die medizinische Versorgungslage für Migrant:innen in Europa aus ihrer Sicht ist.

    Nachdem die Demonstration durch Mühlheim marschierte, führte sie schließlich die Frankfurter Straße entlang zu einem starken Abschluss des Tages, wieder untermalt von Pyro-Technik. Die Moderation richtete sich noch einmal an die revolutionären Demonstrant:innen mit den Worten, dass die Kämpfe an diesem Tag neuen Mut machten und weitere Arbeiter:innen organisieren würden, um gemeinsam gegen das kapitalistische, patriarchale Ausbeutersystem zu kämpfen.

    In Frankfurt rief das JinJiyanAzadî-Bündnis die Menschen, allen voran Frauen und LGBTI+ Personen auf die Straße. Auf dem Willy-Brandt-Platz fanden sich um 18 Uhr über 100 Personen aller Geschlechter ein. Mit der Richtungsvorgabe, dass die Entscheidung darüber, ob eine Schwangerschaft fortgeführt wird, vor allen anderen die schwangere Person selbst treffen können müsse, zog dann eine laute, kämpferische Demo (“FLINTA only”) Richtung Galluswarte.

    Die revolutionäre Aufbruchsstimmung wurde untermalt durch das Trommeln einer Frankfurter Unterstützer:innengruppe. Besonders eindrucksvoll sei die Rede der Internationalen Jugend Frankfurt gewesen. Unter der Parole „Our Bodies Our Choice“ griffen die Demonstrant:innen in starken Redebeiträgen den patriarchalen Staat und seine Klassengesetze an.

    Auch in Freiburg waren gestern revolutionäre Frauen für sichere und legale Schwangerschaftsabbrüche auf der Straße. Das Frauenkollektiv Freiburg beteiligte sich zuerst an der Aktion von @prochoice_freiburg auf dem Platz der alten Synagoge mit einem Infostand und schaffte es über seinen Redebeitrag am offenen Mikro, viele Teilnehmer:innen mitzureißen:

    “Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen, Gewalt und der Versuch, uns zum Schweigen zu bringen – unsere Unterdrückung in diesem System ist für uns allgegenwärtig. Doch indem wir heute gemeinsam auf der Straße stehen, indem wir auf die Kämpfe auf der ganzen Welt blicken, zeigen wir, dass unser Widerstand nicht gebrochen werden kann. Entscheiden wir uns also dafür, unsere Unterdrückung nicht einfach hinzunehmen: Wenn wir uns zusammenschließen, haben wir eine Welt zu gewinnen!”, hieß es in der Rede. 

    Anschließend fand um 18 Uhr eine eigene Kundgebung des Frauenkollektivs mit den Kommunistischen Frauen im EKZ in Weingarten statt. Obgleich entschieden kleiner, schafften es die klassenkämpferischen Ansätze, viele Passant:innen anzusprechen. Einige der Zuhörer:innen kamen über die eigene Mobilisierung zur Aktion, sodass der Infostand zum Teil sprichwörtlich überlaufen war. Zum Abschluss platzierte das Bündnis noch Plakate und Flyer zur Erinnerung an den andauernden Kampf in der Stadt.

    Auch in Leipzig am Naschmarkt versammelten sich um 17 Uhr mehrere dutzend Personen. In der Fußgängerzone der Innenstadt konnten viele Passant:innen für den Frauenkampf erreicht werden. Unter der Losung „My Body my Choice, raise your voice” hatte das Frauenkollektiv Leipzig zusammen mit Zora federführend die kämpferische Aktion organisiert.

    Hier wurde noch einmal besonders auf die Situation junger Frauen eingegangen: „Für Minderjährige Frauen ist der Angriff auf die körperliche Selbstbestimmung besonders drastisch, denn sie dürfen die Entscheidung gegen eine Schwangerschaft nur mit der Zustimmung ihrer Eltern treffen – und werden damit doppelt entrechtet.“

    Die kämpferische Stimmung konnte auch nicht von den wenigen Leuten am Rand gedämpft werden, die versuchten, den kämpferischen frauenrevolutionären Ausdruck mit patriarchalen Rufen zu stören. Indem die Frauen mit ihnen über die Thematik diskutierten, wurden diese Personen in der Folge schnell still .

    Am „Alten Kasinokreisel“ in Wuppertal kam die Föderation Klassenkämpferischer Organisationen (FKO) mit Courage und anderen Gruppen zusammen, um das Thema sicherer und legaler Schwangerschaftsabbrüche in den Fokus zu setzen. Die Kundgebung ermöglichte den Gruppen, ihre Reden direkt an die Arbeiter:innen zu richten.

    Daraus ergaben sich auch hier viele interessante Gespräche, weil viele das Thema ansprach. Zudem gab es viel Zuspruch für die organisierte, revolutionäre politische Arbeit. Allen voran die Frauen aus der FKO luden die Arbeiter:innen ihrer Klasse direkt ein mit den Worten: „Lasst uns als Frauen zusammenschließen und weiterkämpfen“

    Frauen Kämpfen international: gegen Faschismus, Krieg und Kapital“

    Nicht nur überall in Deutschland wurde deshalb gestern die Losung ausgegeben: „Frauen Kämpfen international: gegen Faschismus, Krieg und Kapital“, denn auch in anderen Ländern, ob in den USA oder Polen, werden immer häufiger hart erkämpfte Rechte für körperliche Selbstbestimmung wieder zunichte gemacht.

    Wie Elodie Fischer schon gestern im Kommentar anlässlich des Save Abortion Days schrieb, kann es „ein gesichertes Recht auf körperliche Selbstbestimmung (…) nur im Sozialismus geben, wenn die medizinische Versorgung nicht auf Profit ausgelegt ist, der Kapitalismus nicht weiter von der mehrfachen Ausbeutung von Frauen profitiert und das Patriarchat konsequent weiter bekämpft wird.“

    Kein gesichertes Recht auf körperliche Selbstbestimmung im Kapitalismus

    Mehr lesen

    Perspektive Online
    direkt auf dein Handy!

    Weitere News