`
Sonntag, April 28, 2024
More

    “Unser Hafen, nicht euer Casino!”: Kämpferischer Protest gegen Hafenprivatisierung

    Teilen

    Am frühen Abend des 19.09. versammelten sich unter dem Motto “Unser Hafen, nicht euer Casino!” über 2.000 gewerkschaftlich organisierte Hafenmitarbeiter:innen der ver.di und solidarische Unterstützer:innen in der Speicherstadt. Sie protestierten gegen die voranschreitende Privatisierung des Hafens. 

    Vor dem Gebäude der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) demonstierten mehr als 2.000 Teilnehmer:innen kämpferisch gegen die immer weiter voranschreitende Privatisierung des Hamburger Hafens. Dieser entschlossene Protest ist eine direkte Antwort auf den in der vergangenen Woche im Hamburger Senat beschlossenen Teilverkauf des börsennotierten Großunternehmens “HHLA” an den Reederei-Riesen “Mediterranean Shipping Company” (MSC) mit Sitz in Genf.

    Die Protestierenden und Gewerkschaftssprecher:innen wiesen auf die Gefährdung der Arbeitsplätze durch das Aushebeln von Tarifverträgen, den Ausbau von Automatisierungsprozessen, durch Kündigungswellen, Lohnkürzungen, sowie auch auf die generelle Verschlechterung der Arbeitsbedingungen der Belegschaft durch eine weitere Privatisierung des Hafens hin und übten scharfe Kritik an der Integrität des Hamburger Senats. Dieser hatte nämlich noch vor einigen Wochen einen derartigen Verkauf von Teilen des Hafens verneint, nun aber bereits innerhalb kürzester Zeit einen Vorvertrag mit der MSC unterzeichnet. Damit würden dem zurzeit weltweit größten Reederei-Unternehmen MSC 49,9% der HHLA gehören.

    Unter der lauten Parole „Wir sind der Hafen“ und Transparenten mit der Aufschrift „Nein zum Ausverkauf des Hamburger Hafens“ und „Gegen die Stadt der Reichen“ zog der kraftvolle Demonstrationszug, angefeuert von stetigem Rufen, Pfeifen und Hupen durch die Innenstadt vor das Hamburger Rathaus. Dort angekommen, bahnten sich die Protestierenden durch das resolute Wegschieben der Absperrzäune und begleitet von Bengalos, Böllern und Rauchbomben den Weg auf den Rathausmarkt, wo eine Polizeikette die Eingänge zum Rathaus engmaschig abriegelte. Auch Beschäftigte der Hochbahn und Eurogate, ebenso wie Kita-Beschäftigte und diverse sozialistische Organisationen zeigten ihre unverbrüchliche Solidarität mit den Mitarbeitenden der HHLA und unterstrichen die Wichtigkeit eines branchenübergreifenden, gemeinsamen Arbeitskampfes.

    Paddy Crumlin, Vorsitzender der internationalen Transportarbeiter-Föderation und Mitglied der australischen Seefahrer-Gewerkschaft war ebenfalls eigens zu dieser Demonstration angereist und überbrachte unter lauten “Union power”- Rufchören auf der Redner:innenbühne die solidarischen Grüße von 20 Millionen Transportarbeiter:innen weltweit für den internationalen Kampf gegen den Ausverkauf der Häfen, für faire Löhne und sichere Arbeitsplätze.

    Eine Sprecherin der Hamburger Elbkinder-Kitas verwies in ihrem Redebeitrag auf die bereits schon erfolgten Privatisierungen der Hamburger Krankenhäuser, den massiven Stellenabbau, wie auch auf die staatlichen Angriffe der letzten Monate auf das Streikrecht. Sie berichtete von dem Streik der brasilianischen Erdölarbeiter im Januar 2022 gegen die Privatisierung des Mineralölunternehmens “Petrobras”, von dem Streik 2015 der griechischen Eisenbahnbeschäftigten gegen den Ausverkauf des öffentlichen Zugverkehrs und von den Protesten in Frankreich gegen die gravierende Rentenreform.

    Die klare Botschaft war an die Gewerkschaftsführung gerichtet, von der gefordert wird, die kämpferische Stimmung der Hafenbeschäftigten nun endlich aufzugreifen, in die Offensive zu gehen und einen Streik zu organisieren. Die sogenannte „unternehmerische Freiheit“ der HHLA sei im Interesse der Belegschaft zutiefst abzulehnen und symbolisiere die räuberischen und profitgierigen Ambitionen der Großkapitalist:innen. Dabei seien Streiks, Demonstrationen und Besetzung der Betriebe die wirkungsvollsten Maßnahmen im Arbeitskampf und um solidarisch zu unterstützen. Sie schloss mit dem Ausruf: „Ihr seid 12.000, aber gemeinsam sind wir noch viel viel mehr. Es ist unser Hafen und nicht ihr Casino!“

    Mehr lesen

    Perspektive Online
    direkt auf dein Handy!

    Weitere News