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Donnerstag, Mai 2, 2024
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    Erneut ein Angriff Aserbaidschans auf Bergkarabach

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    Am Dienstag begann das aserbaidschanische Militär einen Angriff auf die schon lange umkämpfte Region Bergkarabach im Kaukasusgebirge. Armenische Kräfte leisteten Widerstand. Mindestens 27 Menschen starben, darunter auch Zivilist:innen. Mittlerweile wurde eine Feuerpause verhandelt.

    Gestern wurde Bergkarabach – ein nur knapp 4.400 km² großes Gebiet im Südosten des Kleinen Kaukasus – erneut durch das aserbaidschanische Militär mit Raketen und Artillerie angegriffen. Der Angriff auf die Region folgt auf den mehrwöchigen Krieg im Jahr 2020 und den 2-tägigen Angriff im letzten Jahr. Aserbaidschan und Armenien beanspruchen das mehrheitlich von Armenier:innen bewohnte und de-facto autonome Territorium mit ca.150.000 Einwohner:innen jeweils für sich selbst.

    2 Tage Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien – was verbirgt sich dahinter?

    Am Rande der derzeit in New York stattfindenden UN-Generalversammlung äußerten sich noch während der laufenden Kriegshandlungen Bundeskanzler Scholz und Außenministerin Baerbock zum Angriff. Sie forderten Aserbaidschan auf, die Angriffe einzustellen und diplomatische Lösungen mit Armenien anzustreben.

    Für die BRD ist Aserbaidschan zugleich ein wichtiger Öl- und Gaslieferant, der momentan und in Zukunft dazu beitragen soll, Deutschlands Unabhängigkeit von russischen Energieträgern zu gewährleisten. Im März sagte Olaf Scholz in diesem Zusammenhang: „Aserbaidschan ist für Deutschland und die europäische Union ein Partner von wachsender Bedeutung“. Vor diesem Hintergrund scheint es unwahrscheinlich, dass der erneute aserbaidschanische Angriff auf Armenien zu einer Einstellung der deutschen Handlungsbeziehungen mit Baku, Regierungssitz und Hauptstadt Aserbaidschans, führen wird.

    Wendet sich auch Armenien dem Westen zu?

    In den vergangenen Jahrzehnten übernahm Russland die Rolle einer Schutzmacht Armeniens. Auch in Bergkarabach sind bis heute russische Soldat:innen stationiert, die jedoch in die letzten kriegerischen Auseinandersetzungen nicht militärisch eingriffen. Während mittlerweile der Großteil der russischen Militärkräfte auf den Krieg in der Ukraine konzentriert wird, hadert Armenien zunehmend mit der mangelnden Rückendeckung Russlands.

    Zuletzt kam es in diesem Zusammenhang gar zu einer ersten gemeinsamen Militärübung von armenischen und amerikanischen Streitkräften. Auch sandte Armenien humanitäre Hilfe in die Ukraine. Der armenische Präsident Nikol Paschinjan sprach mit Blick auf die eigentlich jahrzehntelange armenisch-russische Freundschaft von einem strategischen Fehler, dessen „bittere Früchte“ Armenien nun essen müsse.

    Auch Deutschland zeigt neuerdings – in Person von Bundeskanzler Olaf Scholz – verstärkt Präsenz in Armenien. Noch Anfang September telefonierte Scholz mit Paschinjan und versucht seitdem, Armenien enger an die EU und die NATO zu binden.

    Armenien erhofft sich offenbar von einem Wechsel in ein anderes imperialistisches Lager mehr Sicherheit und Wohlstand. Und Russland könnte derweil möglicherweise durch seine Schwächung aufgrund des Kriegs in der Ukraine weiter an Einfluss im Kaukasus verlieren.

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