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Sonntag, April 28, 2024
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    Berufsausbildungen werden häufiger frühzeitig beendet

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    Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung befindet sich die Anzahl der Ausbildungsabbrüche auf einem Höchststand. Einen großen Einfluss haben die schlechten Arbeitsbedingungen und der gleichzeitige Mangel an Auszubildenden.

    Noch nie gab es so viele Abbrüche der Berufsausbildung. Zu diesem Ergebnis kommen aktuelle Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Im Jahr 2022 wurden insgesamt 155.325 duale Ausbildungsverträge vorzeitig beendet. Daraus ergibt sich eine Quote von 29,5% (2019 noch 26,9%). Gut ein Drittel dieser Vertragslösungen erfolgten in der Probezeit, ein weiteres Drittel danach, aber noch im ersten Ausbildungsjahr. Weitere knapp 23% erfolgten im zweiten Ausbildungsjahr. Spätere Vertragslösungen kommen eher seltener vor.

    Bei der Ursachenforschung nennt das BIBB unter anderem die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt: Je günstiger die Ausbildungsmarktlage aus Sicht der Jugendlichen ist, desto höher fällt die sogenannte “Lösungsquote” aus. Da es aktuell viele offene Ausbildungsstellen gibt, hätten es die Auszubildenden bei Problemen im Betrieb leichter, eine Alternative zu finden. Bei der Suche nach konkreten Gründen für diese Probleme bleibt das Institut vage – sie seien „vielfältig und komplex“. Ein Grund sei laut BIBB auch die Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit der Auszubildenden. Daneben könnten aber ebenfalls die betrieblichen Ausbildungsbedingungen einen Einfluss haben.

    Unternehmen auf der Suche nach Auszubildenden

    Schlechte Arbeitsbedingungen für Auszubildende

    Der Mindestlohn für das erste Lehrjahr lag bei Ausbildungsbeginn im Jahr 2022 bei nur 585 Euro brutto im Monat, 2023 stieg er auf 620 Euro. Laut Statistischem Bundesamt verdienten Azubis im Jahr 2022 durchschnittlich rund 1.057 Euro brutto im Monat. Am besten bezahlt sind Gesundheits- und Pflegeberufe mit 1.139 Euro brutto. Berufe in der Handwerks- und Baubranche werden hingegen  durchschnittlich nur mit etwa 900 Euro entlohnt.

    Bei Einpersonenhaushalten liegt die Armutsgrenze in Deutschland bei 1.189 Euro Nettoeinkommen. Besonders in Zeiten der steigenden Lebenshaltungskosten ermöglicht das Einkommen von Auszubildenden also kein unabhängiges Leben und stellt keinen vollwertigen Verdienst für eine 40-Stunden Woche dar. Dabei darf die erbrachte Leistung von Auszubildenden nicht unerwähnt bleiben. In der Regel haben Azubis spätestens ab dem 2. Ausbildungsjahr die gleiche Arbeitslast wie ausgelernte Kolleg:innen.

    Ein weiterer Aspekt, der zu Unzufriedenheit bei Auszubildenden führt, sind die innerbetrieblichen Hierarchien in den Unternehmen. Ein Azubi steht in diesen Hierarchien immer am unteren Ende. Anstatt ein gleichberechtigtes und respektiertes Mitglied des Teams zu sein, werden Auszubildende oft mit den unangenehmsten Aufgaben betraut und müssen sämtlichen Anordnungen widerspruchslos Folge leisten. Das führt in einigen Fällen sogar dazu, dass Mitarbeiter ihre Macht gegenüber den Auszubildenden ausnutzen und diese schikanieren.

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