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Montag, April 29, 2024
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    Wirtschaftskrise: Commerzbank rechnet mit weiterem Jahr Rezession

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    Der deutsche Kapitalismus steckt mitten in einer neuen Wirtschaftskrise. Bisher versichern sich Politik, Wirtschaft und Ökonom:innen gegenseitig, dass es nächstes Jahr wieder bergauf gehe. Die Commerzbank hat jetzt eine pessimistischere Prognose veröffentlicht. Sie rechnet für 2024 mit einem Andauern der Krise — und verweist auf die gesunkenen Reallöhne.

    2024 geht es in Deutschland wirtschaftlich weiter bergab — das ist die Aussage einer neuen Konjunkturprognose der Commerzbank. Demnach werde das deutsche Bruttoinlandsprodukt im nächsten Jahr um 0,3% schrumpfen. Für dieses Jahr gehen die meisten Schätzungen von einem Minus von 0,4% aus.

    Mit ihrer Vorhersage einer andauernden Krise widerspricht Deutschlands viertgrößtes Finanzinstitut dem allgemeinen Tenor von Politik, Unternehmen und Wirtschaftswissenschaftler:innen. Die meisten von ihnen gehen nämlich von einer Belebung im kommenden Jahr aus. Der Sachverständigenrat für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung rechnet mit einem Plus des BIP von 0,7 Prozent. Die Bundesregierung glaubt sogar an 1,3% — und basiert darauf auch ihre Haushaltsplanung für 2024.

    Die Commerzbank hält dagegen, dass der private Konsum trotz der leicht sinkenden Inflation niedrig bleiben werde. „Die Kaufkraft erholt sich“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer, und weiter: „Darauf werden die Konsumenten aber viel langsamer reagieren als in der Vergangenheit“.

    Dabei verwies er auf die gesunkenen Reallöhne: Seit 2020 seien die Verbraucherpreise um 18% gestiegen, die Löhne aber nur um 10%. Es komme hinzu, dass etwa ein Drittel der Verbraucher von der Hand in den Mund lebe und nicht sparen konnte.

    Trotz Wirtschaftskrise: Arbeitskräftemangel hält an

    Die Commerzbank trommelt zusammen mit ihrer Prognose aber vor allem für Entlastungen für Unternehmen. Diese würden zum Beispiel durch die weiter hohen Energiepreise stark belastet. Zudem befinde sich die Weltwirtschaft in einer schwankenden Stagnation, was sich auch negativ auf die deutschen Exporte auswirke. Angesichts der weiterhin hohen Inflation dürften daneben auch die Zinsen hoch bleiben, was Kredite für Unternehmen teurer macht.

    Die deutsche Wirtschaft steckt tatsächlich in einer langandauernden Krise und hat seit Jahren keinen wirklichen Aufschwung mehr gesehen. Die letzte Überproduktionskrise war 2018/19 über das deutsche Kapital hereingebrochen und wurde durch die Corona-Pandemie im März 2020 massiv verschärft. Danach wurde die Belebung durch anhaltende Lieferkettenprobleme infolge der Pandemie, den Ukraine-Krieg und die Energiekrise jahrelang abgewürgt, bis nun schon die nächste Krise da ist. Die deutsche Industrieproduktion liegt deshalb noch immer unter ihrem letzten Vorkrisenhoch von 2017.

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