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Samstag, April 27, 2024
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    Perspektive für den Jugendclub Linse: Schulterschluss mit der Potse

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    Das Jugendkulturzentrum “Linse” in Lichtenberg sollte zum Jahresende 2023 nach über 40-jähriger Geschichte geschlossen werden. Das “Solidaritätsnetzwerk” hatte dagegen in den letzten Monaten immer wieder zu Kundgebungen und Demonstrationen für den Erhalt der Linse aufgerufen – und so das Thema wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Lokalpolitik zurückgeholt. Bei einem Runden Tisch der Aktiven rund um die Linse gestern Abend, dem 13.12.2023, nun Erleichterung: Das selbstverwaltete Jugendzentrum “Potse” aus Tempelhof-Schöneberg soll die Jugendarbeit an dem Standort weiterführen. 

    Nach über 40jähriger Geschichte wollte die Lichtenberger Bezirksversammlung, die Sozialdiakonische Stiftung SozDia sowie das angrenzende Theater an der Parkaue auf der einen und die Deutsche Bahn  auf der anderen Seite das Jugendkulturzentrum Linse im Zuge von Baumaßnahmen eigentlich schließen lassen. Doch die Kampagne der sozialistischen Stadtteilorganisation Solidaritätsnetzwerk zeigte Wirkung.

    Die regelmäßigen Kundgebungen vor dem Rathaus Lichtenberg, nur etwa 500 Meter von der Linse entfernt, sowie die Teilnahme an der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und die Einrichtung eines monatlich stattfindenden Runden Tisches zur Rettung der Linse rief schnell die verantwortlichen AkteurInnen auf den Plan.

    Jugendclub “Linse”: Proteste gegen die Schließung eines weiteren öffentlichen Raums

    Während die Lokalpolitiker:innen, die innehabende kapitalistische Stiftung SozDia sowie das Theater an der Parkaue auf Schadensbegrenzung aus waren, kamen handlungsorientierte Organisationen aus der Lichtenberger Nachbarschaft und das selbstverwaltete Jugendzentrum Potse aus Tempelhof-Schöneberg zusammen, um gemeinsam Möglichkeiten für die Zwischennutzung des sozialen Raums während der Bauarbeiten am Theater von 2024 – 2026 zu besprechen und eine Perspektive für die Jugendarbeit ab 2026 zu eröffnen – mit Erfolg!

    Lichtblick für die Linse, Perspektive für die Potse

    Die Stadtteilorganisation Solidaritätsnetzwerk, LibeRo e.V. (der Förderverein von ehemaligen Jugendlichen der Linse) und das Kollektiv vom Selbstverwalteten Jugendzentrum Potse wollen den Standort als soziales Zentrum weiter erhalten und bespielen.

    Als Grund für die Schließung der Linse wurde immer wieder vorgebracht, dass aufgrund der Baustelle des Jugendtheaters an der Parkaue ab 2024 bis spätestens 2026 eine Nutzung des Gebäudes nicht möglich sei. Obwohl seit 2019 die umfassenden Baupläne für die Theatersanierung bekannt waren, wurden sich im Bezirk Lichtenberg keine Gedanken über die notwendige Weiterführung des benachbarten Jugendzentrums gemacht. Auch für die Zeit nach 2026 gibt es bis heute keine Pläne.

    Die Jugendlichen von der Potse hingegen sind seit Jahren händeringend auf der Suche nach einer langfristigen Perspektive. Das selbstverwaltete Jugendzentrum befindet sich noch maximal bis 2026 in der Zollgarage am Flughafen Tempelhof, für die der Senat den zugesagten Umbau, trotz verhandelter Zusage, verweigert hatte.

    Der Runde Tisch fordert: Die Linse muss bleiben

    Um eine Zukunft für die Linse zu ermöglichen, fand gestern Abend am 13.12.2023 der bereits zweite Runde Tisch zur Rettung des Jugendzentrums statt. Er war vom Solidaritätsnetzwerk ins Leben gerufen worden. Dabei wurden folgende gemeinsame Forderungen und Vorschläge erarbeitet:

    1. Das Solidaritätsnetzwerk und der LibeRo e.V. wollen die Räume ab dem 01.01.2024 weiternutzen und fordern, dass eine Zwischennutzung gemäß den Bauplänen ermöglicht und eine langfristige Perspektive für den Standort entwickelt wird. Bis die Potse die Räume übernimmt, soll die Linse als selbstorganisiertes Nachbarschaftszentrum für Lichtenberg zur Verfügung gestellt werden.

    2. In der Zeit bis 2026 soll das Gebäude instand gehalten werden. Hierfür wird gefordert, die Zeit bis 2026 zu nutzen, um im Jahr 2024 den Sanierungsbedarf konkret festzustellen und 2025 die notwendigen Sanierungsarbeiten vorzunehmen.

    3. Die gemeinsame Forderung besteht in der Übernahme durch das Selbstverwaltete Jugendzentrum Potse ab spätestens 2026. Dies würde sowohl der Jugendarbeit in Alt-Lichtenberg als auch der Potse eine Zukunft geben.

    Partizipation wird in den Jugendförderplänen groß geschrieben, doch selbstverwaltete Jugendzentren wie Potse oder Drugstore konnten davon bisher nicht profitieren. Es gibt jetzt die Chance für Berlin, eine langfristige Lösung für die wichtige und einzigartige selbstorganisierte Jugendarbeit zu finden. Um diese Chance auch wirklich zu nutzen steht das Kollektiv der Potse im Austausch mit dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg, sowie – über die Teilnahme am Runden Tisch – mit der Lokalpolitik in Lichtenberg.

    Das Bündnis zeigt Kampfeswillen und ruft zur Kundgebung

    Anouk vom Solidaritätsnetzwerk führt aus: „Wir haben durch unsere vielen Aktionen mit Nachbar:innen im Stadtteil bereits erreicht, dass die Linse nicht einfach still und heimlich geschlossen wird. Jetzt gibt es durch den Schulterschluss mit LibeRo und der Potse eine konkrete Perspektive für selbstverwaltete Jugendarbeit in Lichtenberg. Deswegen gilt es, weiter den Druck auf die Verantwortlichen in der Lokalpolitik hochzuhalten. Nur wenn wir weiterhin geschlossen und kämpferisch auftreten, werden wir unsere Forderungen durchsetzen.”

    „Nachdem sich der Bezirk Lichtenberg im Jahr 2013 im Rahmen des Konflikts zwischen dem Träger SozDia und den Jugendlichen der Linse für die SozDia und damit gegen einen erfolgreichen Weg des Jugendkulturzentrums Linse entschieden hat, stehen wir nun vor einem Wendepunkt. Der Bezirk muss sich diesmal nur für den richtigen Weg entscheiden!”, ergänzt Benni vom Verein LibeRo.

    „Es klingt zu gut um wahr zu sein. Doch nach über 8 Jahren ehrenamtlichem Kampf für selbstverwaltete Jugendarbeit darf es auch mal ein Wunder geben.“ freut sich Paul, einer der Pressesprecher:innen der Potse.

    Das Solidaritätsnetzwerk ruft deswegen für heute, Donnerstag, den 14.12.23, um 16:30 Uhr zur Kundgebung am Nöldnerplatz auf. In unmittelbarer Nähe tagt dort ebenfalls heute ab 17:00 in der Max-Taut-Aula die Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg, während der auch die Linse wieder Thema sein wird.

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