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Dienstag, April 30, 2024
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    Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe doch einen Expertenrat

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    Als eine der ersten Amtshandlungen der neuen Regierung wurde die Gründung eines „Corona-Expertenrats“ beschlossen. Dieser soll in der kommenden Woche erstmals tagen und die Bundesregierung bei der Bekämpfung der Pandemie beraten. Das neue Gremium dürfte vor allem dazu dienen, dass die verschiedenen Expert:innen in Deutschland mit einer Stimme sprechen, als zu einer besseren Pandemie-Bekämpfung. – Ein Kommentar von Kevin Hoffmann

    Das neue wissenschaftliche Expertengremium, der „Corona-Expertenrat“, soll es nun richten. Nach beinahe zwei Jahren Corona-Pandemie in Deutschland hat die neue Bundesregierung am Freitag die Aufstellung des neuen Beratungsgremiums der Bundesregierung beschlossen. Am Dienstag soll der Rat das erste Mal tagen und ab dann wöchentlich zusammen kommen.

    Laut verschiedenen Medienberichten sollen dem 19-köpfigen Gremium unter anderem Christian Drosten, Chefvirologe der Berliner Charité, und Hendrik Streeck, Leiter des Virologischen Instituts der Uniklinik Bonn angehören. Die beiden Virologen hatten sich in der Vergangenheit oft scharf widersprochen, wenn es um Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ging.

    Immer wieder forderten Wissenschaftler:innen in der Vergangenheit die Einrichtung eines eigenen wissenschaftlichen Beratergremiums, um die Maßnahmen der Bundesregierung stärker auf wissenschaftliche Beine zu stellen. Von der alten Bundesregierung wurde dies bisher blockiert. Das sich dies nun ändert, dürfte jedoch nicht in erster Linie damit zusammenhängen, dass die kommenden Maßnahmen sich mehr auf einem wissenschaftlichen Konsens stützen, sondern eher damit, dass die führenden deutschen Wissenschaftler:innen eingebunden werden, um sich in der Öffentlichkeit nicht mehr mit gegensätzlichen oder stark abweichenden Forderungen zu äußern.

    Dass nicht nur Olaf Scholz, sondern auch ein Teil der nun berufenen Expert:innen bereits seit zwei Jahren für das miserable und widersprüchliche Pandemie-Management in Deutschland verantwortlich ist, geht in den aktionistischen Erfolgsmeldungen zur Gründung des neuen Beratergremiums unter. Daher dürften wir wohl auch von der neuen Regierung und ihrem neuen Expertenrat kaum eine schlüssigere oder sozialere Politik zur Eindämmung der Pandemie erwarten. Höchste Maxime wird auch weiter das Funktionieren der Wirtschaft sein.

    Neben Drosten und Streeck sollen dem Gremium weiter folgende Wissenschaftler:innen angehören: Thomas Mertens (Chef der Ständigen Impfkommission, STIKO), Lothar Wieler (Präsident des Robert-Koch-Instituts, RKI), Melanie Brinkmann (Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung), Viola Priesemann (Max-Planck-Institut), Christian Karagiannidis (Deutsche Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin), Michael Meyer-Hermann (Leiter der Abteilung System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung), Reinhard Berner (Direktor der Kinderklinik an der Uniklinik Dresden), Cornelia Betsch (Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt), Jörg Dötsch (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin), Christine Falk (Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie), Ralph Hertwig (Direktor des Forschungsbereichs Adaptive Rationalität am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung), Alena Buyx (Vorsitzende des Deutschen Ethikrats), Lars Kaderali (Institut für Bioinformatik Universitätsmedizin Greifswald), Hayo Kroemer, (Vorstandsvorsitzender der Berliner Charité), Johannes Niessen (Leiter Gesundheitsamt Köln), Leif Erik Sander (Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfforschung der Charité) und Stefan Sternberg (Landrat von Ludwigslust-Parchim).

    • Autor bei Perspektive seit 2017 und Teil der Print-Redaktion. Freier Autor u.a. bei „Junge Welt“ und „Neues Deutschland“

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