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Dienstag, März 19, 2024
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    Bringt der Coronavirus die Weltwirtschaft ins Straucheln?

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    Immer mehr Länder melden in den letzten Tagen und Wochen Verdachtsfälle und tatsächlich mit dem Coronavirus infizierte Menschen. Die Börsen reagierten darauf mit deutlichen Verlusten und Kurseinbrüchen. Doch ist der Virus tatsächlich ausschlaggebend für die Panik an den Aktienmärkten oder vielmehr ein Symptom für deren Verletzlichkeit und Instabilität? – Ein Kommentar von Kevin Hoffmann

    In den Finanznachrichten und Meldungen der Gesundheitsbehörden jagt in den vergangenen Tagen eine schlechte Nachricht die andere. So stürzte der US-Leitindex Dow Jones in den vergangenen Tagen um 3,2 Prozent, der Technologieindex Nasdaq um 2,8 Prozent und der Index S&P um 3,0 Prozent ab. Auch der DAX verlor 1,9 Prozent und EuroStoxx50 musste einen Verlust von 2,1 Prozent verzeichnen. Auslöser dieser seit Tagen anhaltenden Verluste an den Börsen scheinen die Nachrichten über die immer weiter zunehmende Verbreitung des Coronavirus zu sein.

    Coronavirus wirklicher Auslöser der Wirtschaftsprobleme?

    Zunächst müssen wir festhalten, dass die Weltwirtschaft bereits seit dem vergangenen Jahr in der Krise steckt. In manchen Ländern hält die Gefährdung sogar bereits seit dem Jahr 2018 an, und auch die Industrieproduktion in Deutschland ist im vergangenen Jahr drastisch eingebrochen. Viele Firmen mussten mit Massenentlassungen und Werksschließungen darauf reagieren.

    Größter Absturz der deutschen Industrie seit der Wirtschaftskrise 2008/2009

    Wir sehen also, dass der Ausbruch und die Verbreitung des Coronavirus nicht der Auslöser einer – nun in den bürgerlichen Zeitungen viel beschriebenen – neuen Wirtschaftskrise ist, sondern diese nur verstärkt und sichtbar macht.

    Globale Produktionsketten als Achillesferse

    Gleichzeitig zeigt sich, wie instabil die Weltwirtschaft durch ihre über alle Kontinente aufgespaltenen Produktionsketten heute ist. Fast alle großen Monopole produzieren gegenwärtig einen Teil ihrer Produkte oder Komponenten in China und sind daher auf einen reibungslosen wirtschaftlichen Ablauf in dem Land angewiesen – und genau an dieser Achillesverse trifft es die Wirtschaft nun.

    Weltwirtschaft: Coronavirus legt Produktionsketten lahm

    Da die chinesischen Behörden ganze Regionen unter Quarantäne stellen und Fabriken geschlossen bleiben, müssen mittlerweile Fertigungsstätten überall auf der Welt ihre Produktion drosseln oder gar einstellen, weil ihnen Teile oder Komponenten aus China fehlen. Getroffen hat es aktuell unter anderem Apple und Adidas, aber auch die Containerreederei Maersk, die aufgrund der Werksschließungen deutlich weniger Waren verschiffen konnte.

    Was sind die längerfristigen Folgen?

    Sollte der Coronavirus sich drastisch weiter ausweiten und es dadurch zu weiteren Produktionsausfällen kommen, dann könnten damit die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise massiv verstärkt werden. Dies geschieht vor allem, weil seit der gigantischen Wirtschaftskrise 2008/2009 viele Unternehmen so stark verschuldet sind, dass sie sich nur aufgrund von historisch so nie da gewesenen, günstigen Krediten überhaupt am Leben halten können (sogenannte Zombiunternehmen). Bei größeren Produktionsausfällen in Asien, Europa oder den USA könnte hier eine Kettenreaktion ausgelöst werden, an der die aktuelle Wirtschaftskrise sonst vielleicht noch einmal vorbeigeschrammt wäre.

    • Autor bei Perspektive seit 2017 und Teil der Print-Redaktion. Freier Autor u.a. bei „Junge Welt“ und „Neues Deutschland“

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