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Samstag, April 27, 2024
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    Im Libanon droht eine weitere Hungerkrise

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    Die Menschen im Libanon sind bereits seit Jahren von Armut, Krisen und Hunger geplagt. Aufgrund des Kriegs in der Ukraine und den damit einhergehenden verschärften Teuerungen wird mit einer kommenden Hungersnot und Protesten im Libanon gerechnet.

    Der libanesische Staat ist bereit seit einiger Zeit so gut wie pleite und seine Zentralbank hat Liquiditätsprobleme. Die Menschen dürfen nur eine limitierte Menge an Bargeld abheben, gleichzeitig ist das Kreditkartensystem so gut wie ausgesetzt. Einige Supermärkte und Tankstellen nehmen ausschließlich Bargeld an. Da der Staat fast bankrott ist, kann er die bisherigen Subventionen für Hersteller von Grundnahrungsmitteln nicht mehr aufbringen. Die Preise werden also allein durch diesen Faktor massiv in die Höhe steigen.

    Zu den bereits herrschenden Problemen kommen noch die Preissteigerungen der Weltmarktpreise durch den Krieg in der Ukraine hinzu. Der Libanon ist vom Import abhängig und lässt im Monat um die 50.000 Tonnen Getreide importieren. Ganze zwei Drittel dieser Importe kommen normalerweise aus der Ukraine. Diese Lieferungen drohen nun weg zu fallen. Das würde dazu führen, dass der Staat das Getreide aus Übersee oder Indien importieren müsste, was die Preise deutlich ansteigen lassen würde.

    In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, schon verdreifacht: drei von vier Libanes:innen sind es. In dem Land leben auch viele syrische Geflüchtete, von denen sogar rund 90 Prozent unterhalb der Armutsgrenze leben.

    Zusätzlich stellt die Lagerung des Getreides ein weiteres Problem dar: Im Jahr 2020 war einer der zentralen Getreidespeicher im Hafen von Beirut durch eine Explosion zerstört worden. Bis heute wurde kein Ersatz geschaffen. Die restlichen Speicher können Getreide für nur 4 Wochen speichern. Eine Lieferung aus Übersee oder Indien dauert aber mindestens drei bis vier Wochen. Das heißt, bis die nächste Lieferung eintreffen würde, wären die Speicher aufgebraucht.

    Kurz nach der Explosion 2020 kam aus der libanesischen Bevölkerung ein breiter Widerstand gegen den Hunger und die Armut. Trotz eines harten Lockdowns gingen die Menschen unter dem Motto „Sperrt uns nicht ein, sondern gebt uns zu essen“ auf die Straße. Der Lockdown führte damals dazu, dass viele ihren Job verloren und sich jetzt keine Grundnahrungsmittel mehr leisten können. Auch aus diesem Grund kann man mit Widerstand gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf den Rücken der Bevölkerung rechnen.

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