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Dienstag, April 30, 2024
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    Firmenpleiten nehmen weiter zu

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    Deutschland befindet sich in einer technischen Rezession: das bedeutet, dass die gesamte Wirtschaftsleistung innerhalb des letzten halben Jahres gesunken ist. Nun melden auch immer mehr Firmen Insolvenz an – 20 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Die Anzahl der Pleitefirmen ist damit auf dem höchsten Niveau, seitdem im Mai 2021 die Pflicht, Insolvenzen fristgerecht anzumelden, wieder eingesetzt wurde. Pleite gehende Firmen bedeuten oft mehr Arbeitslose und sinkende Löhne.

    Kann ein Unternehmen ausstehende Rechnungen wie Schulden bei Banken oder anderen Unternehmen nicht mehr bezahlen, muss es Insolvenz anmelden. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Verschärfung der schon 2019 begonnenen Wirtschaftskrise wurde diese Pflicht zwischen April 2020 und Mai 2021 ausgesetzt.

    Ökonomen hatten bereits prognostiziert, dass mit Wiedereinsetzung der Insolvenzantragspflicht die Firmenpleiten rapide steigen könnten. Doch erst seit Anfang diesen Jahres ist ein spürbarer Anstieg zu verzeichnen.

    Ein Grund dafür könnte sein, dass Unternehmen zunächst versucht haben, nach Ende der Corona-Hilfen ihr Geschäftsmodell noch ein weiteres Mal zu “prüfen”, nun aber feststellen mussten, dass sie nicht mehr profitabel wirtschaften können. Von der realen Feststellung der Zahlungsunfähigkeit in einem Unternehmen bis zum Antrag der Insolvenz vergeht dann oftmals noch einmal ein Jahr.

    Insolvenzwelle: Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt weiter an

    Für das 1. Quartal 2023 haben die deutschen Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen nun 4.117 beantragte Unternehmensinsolvenzen gemeldet. Das bedeutet einen Anstieg um 18,2% gegenüber dem 1. Quartal 2022.

    Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus den im 1. Quartal 2023 gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf insgesamt rund 6,7 Milliarden Euro. Im 1. Quartal 2022 hatten die Forderungen noch bei rund 3,9 Milliarden Euro gelegen. Das bedeutet gleichzeitig, dass nunmehr auchgrößere Firmen pleite gehen.

    Insolvenzhäufigkeit im Bereich “Verkehr und Lagerei” am höchsten

    Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es im 1. Quartal 2023 in Deutschland zwölf Unternehmensinsolvenzen. Die meisten Insolvenzen je 10.000 Unternehmen entfielen auf die Branchen “Verkehr und Lagerei” mit 26 Fällen. Dann folgten die Bereiche “Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden” sowie sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (zum Beispiel Zeitarbeitsfirmen) mit jeweils 20 Fällen. Die geringste Insolvenzhäufigkeit mit nur 1 Insolvenz je 10.000 Unternehmen gab es in der “Energieversorgung”.

    Wenn Unternehmen pleite gehen, bedeutet dies oftmals zunächst einen Anstieg der Arbeitslosigkeit, weil Arbeiter:innen entlassen werden, obgleich sie meist hart für das Unternehmen gearbeitet haben. Zugleich herrscht derzeit ein großer Arbeitskräftemangel, sodass es wahrscheinlich ist, dass entlassene Arbeiter:innen schnell wieder eine neue Arbeitsstelle finden.

    Verbraucherinsolvenzen auf gleichem Niveau

    Die Zahl der Privatinsolvenzen von Verbrauchern veharrt derweil auf einem ähnlichen Niveau wie vor einem Jahr: im 1. Quartal 2023 gab es 16.676 Privatinsolvenzen. Damit ist die Zahl der Verbraucherinsolvenzen im 1. Quartal 2023 um 2,1% gegenüber dem 1. Quartal 2022 leicht gesunken.

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