`
Dienstag, April 30, 2024
More

    16-jährige Iranerin nach Angriff der Sittenpolizei für hirntot erklärt

    Teilen

    Anfang Oktober wurde eine iranische Schülerin bei einer Kontrolle der sogenannten Sittenpolizei in der U-Bahn schwer verletzt. Nun wurde die 16-jährige Armita Garawand für hirntot erklärt. Der Angriff reiht sich in vergangene Fälle der staatlichen Gewalt gegen Frauen im Iran ein.

    Das Bild einer jungen Iranerin im Krankenbett sorgte Anfang des Monats für Aufregung. Menschenrechtsorganisationen zufolge wurde das Mädchen kurz vorher bei einer Kontrolle der sogenannten Sittenpolizei angegriffen und später schwer verletzt aus der U-Bahn in der iranischen Hauptstadt Teheran gezerrt. Nach mehreren Wochen im Koma wurde Armita nun für hirntot erklärt.

    Hintergrund des Überfalls soll ihr fehlendes Kopftuch gewesen sein, für welches es nach iranischem Recht für Frauen eine Tragepflicht gibt. Der offiziellen Erklärung der Staatsmedien zufolge soll die junge Iranerin jedoch aufgrund ihres niedrigen Blutdrucks gestürzt und schwer auf den Kopf gefallen sein.

    Massive Einschränkung der Pressearbeit

    Weitere gesicherte Informationen zu dem Fall gibt es bislang wenige. Unabhängigen Journalist:innen ist es verwehrt, vom Krankenhaus aus zu berichten. Darüber hinaus wird das Gebäude derzeit von iranischen Streitkräften schärfstens bewacht. Ein vom iranischen Staat verbreitetes Video zeigt die Eltern des Kindes im Interview – es soll jedoch unter starkem Druck der Polizei aufgenommen worden sein.

    Zwischenzeitlich wurde Shahin Ahmadi, die Mutter der jungen Iranerin, brutal festgenommen. Abgesehen davon kam es noch zu weiteren Festnahmen. So wurde auch die Journalistin Maryam Lotfi aufgrund ihrer geplanten Berichterstattung für kurze Zeit inhaftiert. Später wurde sie auf Kaution freigelassen.

    Blutige Angriffe des iranischen Staates auf die Bevölkerung

    Der Angriff auf Armita Garawand zeigt gleich in mehrerer Hinsicht Parallelen zu dem Mord an der jungen Kurdin Jina Amini im September letzten Jahres. Die 22-jährige wurde damals von der iranischen Sittenpolizei gewaltsam angegriffen und tödlich verletzt, offiziellen Angaben zufolge aufgrund des fälschlichen Tragens ihres Kopftuchs. Im Zuge dessen kam es zu massiven Protesten in dem Land, die daraufhin von Polizei und Militär brutal niedergeschlagen wurden – mehr als 500 Menschen verloren dabei ihr Leben.

    Der Hirntod Armita Garawands fällt auch zusammen mit der Verurteilung zweier iranischer Journalistinnen, die zu dem Femizid an Jina berichteten. Bereits letztes Jahr kamen Nilufar Hamedi und Elaheh Mohammadi dafür ins Gefängnis, vergangenen Sonntag wurden sie nun vor dem „Revolutionsgericht“ zu 6 beziehungsweise 7 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Wie die iranische Bevölkerung auf die erschütternden Ereignisse reagieren wird, bleibt noch abzuwarten.

    Mehr lesen

    Perspektive Online
    direkt auf dein Handy!

    Weitere News