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Türkei: Festnahmewelle und Bombenangriffe im Nordirak nach Anschlag

Nach dem Anschlag in Ankara verschärft sich in der Türkei die Repression gegen kurdische Aktivist:innen. Auch die Bombenangriffe auf nordirakische Gebiete werden fortgesetzt.

Am Sonntag, den 1. Oktober soll die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK einen Bombenanschlag in der Nähe des türkischen Innenministeriums in Ankara ausgeübt haben. Im Bekennerschreiben der Volksverteidigungskräfte („Navenda Parastina Gel“, NPG) heißt es: „Diese Aktion war ausdrücklich für die Eröffnung des Parlaments und gegen ein Gebäude in dessen Nähe vorgesehen, das als Massaker- und Folterzentrum gilt.“

In Folge dessen kam es zu Hausdurchsuchungen im ganzen Land und zahlreichen Festnahmen von Menschen mit mutmaßlichen Kontakten zur PKK. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu seien circa 90 Personen in 18 Provinzen des Landes verhaftet worden. Unter ihnen waren mehrere Mitglieder der „Demokratischen Partei der Völker“, HDP.

Der türkische Machthaber Erdoğan hat daraufhin am Dienstag gesagt, dass er „konkrete Schritte“ im „Kampf gegen den Terrorismus“ von den Verbündeten der Türkei erwarte: „Sie sollten wissen, dass Erklärungen, die Terrorismus verurteilen und uns trösten, nicht unsere Wunden heilen werden.“

Erneute Luftangriffe

Die türkische Luftwaffe hat zudem erneut den Nordirak bombardiert, unter anderem die Kandil-Berge. Hier, so behauptet die faschistische Regierung der Türkei, sei das Hauptquartier der PKK. Militärische Operationen würden dort schon seit 2021 immer wieder durchgeführt.

Ein weiterer Angriff ereignete sich heute Morgen in der Nähe der Ortschaft Çilaxa bei Qamişlo. Nach Angaben eines Mitarbeiters der Autonomen Selbstverwaltung richtete sich der Angriff gegen einen Staudamm in der Region.

Bereits gestern führte die Türkei mehrere Drohnenangriffe in Hesekê durch. Wie die lokale Sicherheitsbehörde Asayîş mitteilte, richteten sich die Luftangriffe gegen die Infrastruktur im Großraum Hesekê, vier Zivilisten wurden verletzt. Betroffen war offenbar eine Ziegelei in der Ortschaft Sefiye (Safaya) nördlich von Hesekê.

Türkischer Außenminister Fidan kündigt Angriffe in Autonomieregion Nord- und Ostsyrien an

Der türkische Außenminister Hakan Fidan hat sich gestern in einer Pressekonferenz zu dem Anschlag auf die Generaldirektion für Sicherheit des Innenministeriums in Ankara am 1. Oktober geäußert und behauptet, die Angreifer seien aus Syrien gekommen. Fidan kündigte deshalb Angriffe auf die autonome Region im Norden und Osten Syriens an und erklärte die gesamte Infrastruktur und Energieversorgung der „PKK/YPG im Irak und Syrien“ zum legitimen Angriffsziel. „Ich rate Dritten, sich von Einrichtungen und Personen der PKK/YPG fernzuhalten“, so der türkische Außenminister weiter.

Auf die aktuellen Kriegsdrohungen aus der Türkei hat der Generalkommandant der „Demokratischen Kräfte Syriens“ (QSD), Mazlum Abdi, in einer kurzen Stellungnahme auf der Plattform X (ehemals Twitter) reagiert. Der QSD-Kommandant schreibt:

„Die Attentäter in Ankara sind nicht durch unsere Region gereist, wie türkische offizielle Stellen behaupten, und wir sind weder an dem internen Konflikt der Türkei beteiligt noch unterstützen wir eine Eskalation. Die Türkei sucht nach Vorwänden, um ihre anhaltenden Angriffe auf unsere Region zu legitimieren und eine neue militärische Aggression zu starten, was unsere tiefe Besorgnis hervorruft. Die Drohung, die Infrastruktur, die wirtschaftlichen Ressourcen und bewohnte Städte der Region ins Visier zu nehmen, ist ein Kriegsverbrechen, wie wir es schon einmal erlebt haben. Wir fordern die Garantieparteien und die internationale Gemeinschaft dringend auf, auf diese häufigen Drohungen angemessen zu reagieren und Frieden und Stabilität in der Region zu gewährleisten.“

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