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Drohnen über Isfahan – Iran und USA sind um Deeskalation bemüht

Die iranische Luftabwehr hat heute Morgen mehrere Flugkörper über der Provinz Isfahan abgefangen. Noch herrscht Unklarheit darüber, mit welchem Ziel die Drohnen in der Nähe der iranischen Atomanlage aufgetaucht waren. Iranische und amerikanische Regierungsvertreter:innen sind vorerst um Deeskalation bemüht.

Berichten zufolge waren gegen 4 Uhr morgens drei Explosionen in der Nähe eines iranischen Luftwaffenstützpunktes zu hören gewesen. Ein Sprecher der iranischen Raumfahrtbehörde erklärte später, dass drei kleine Drohnen abgefangen worden seien. Dabei sei es zu keinen größeren Schäden gekommen.

Mehrere Medien, darunter die US-amerikanischen Sender ABC News, MSNBC und Fox News, berichteten – unmittelbar nachdem die Abschüsse bekannt geworden waren – von einem israelischen Angriff als Reaktion auf den iranischen Raketenangriff auf Israel vor wenigen Tagen. Offiziell gibt es jedoch weder von Seiten des israelischen noch des iranischen Militärs Stellungnahmen, die das bestätigen würden.

Iran vs. Israel: Keine gerechte Seite

Aus dem Iran hieß es lediglich, dass die Drohnen wahrscheinlich von „Infiltratoren“ aus dem iranischen Inland heraus gestartet worden seien. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Angriff als Teil des Muskelspiels zwischen Iran und Israel seit dem 7. Oktober einzuordnen, bei dem beide ihre regionalen Ansprüche und ihre Eigenständigkeit mit gezielten gegenseitigen Angriffen untermauern.

Iran und USA sind um Deeskalation bemüht

Tatsächlich ist die iranische Regierung bislang scheinbar bemüht, den Vorfall nüchtern einzuordnen. Besonders auffällig ist in diesem Zusammenhang die Aussage eines anonymen iranischen Offiziellen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, wonach es keine Pläne für einen weiteren Vergeltungsschlag gegen Israel gebe.

Beim Treffen der G7-Außenminister:innen auf Capri wurde am Mittag außerdem bekannt, dass die USA von Israel eine „Last-Minute-Information“ über einen Drohnen-Angriff im Iran erhalten hätten. US-Außenminister Blinken weigerte sich aber, offiziell zu bestätigen, dass der Angriff von Israel ausging und erklärte lediglich, dass sich die USA nicht an einem Angriff auf den Iran beteiligt haben.

Die G7-Außenminister:innen forderten daraufhin Israel und Iran auf, eine weitere Eskalation in Westasien zu verhindern. In der Abschlusserklärung des G7-Treffens kündigte die Konferenz gleichzeitig weitere Sanktionen gegen den Iran an und verurteilte den Raketenangriff auf Israel vom vergangenen Wochenende. Auch viele andere Staaten und Behörden, darunter China, Deutschland und eine Reihe von arabischen Staaten appellierten an Israel und Iran und forderten, weitere eskalierende Maßnahmen zu unterlassen.

Vorerst keine Sorge um die Nuklearanlagen in Isfahan

Isfahan ist das Zentrum des umstrittenen iranischen Atomforschungsprogramms. In den Anlagen von Isfahan wird unter anderem in Reaktoren angereichertes Uran hergestellt. Während der Iran immer wieder erklärt, die Nuklearanlagen als Teil seines zivilen Atomprogramms zu nutzen, beschuldigen Israel, die USA und andere Staaten das Land, die Produktion von Nuklearwaffen anzustreben.

Während die Drohnenangriffe von heute offenbar nicht direkt die Nuklearanlagen, sondern womöglich andere militärische Einrichtungen zum Ziel hatten, hatte Israel in der Vergangenheit bereits mehrfach eben diese Anlagen attackiert. So griff Israel vermutlich auch im Januar 2023 die nuklearen Anlagen in Isfahan bereits mit aus dem Iran gestarteten Drohnen an. Im Januar 2024 vollstreckte die iranische Regierung deswegen vier Todesstrafen gegen vier Verurteilte, die für die Planung dieses Angriffs verantwortlich gemacht worden waren.

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