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Donnerstag, Mai 2, 2024
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    Niger: Kriegsvorbereitungen in Nordafrika gehen weiter

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    Nach dem Militärputsch in Niger drohen die Staaten des westafrikanischen ECOWAS-Bündnisses dem Land weiter mit Krieg. Niger bereitet sich deshalb zusammen mit Mali und Burkina Faso auf einen Angriff vor. Die ECOWAS-Staaten agieren mit Rückendeckung der Ex-Kolonialmacht Frankreich.

    Die Lage in der westlichen Sahelzone bleibt weiter angespannt. Nachdem sich die Staaten der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS am Freitag zu einem Angriff auf Niger bereit erklärt haben, hat die nigrische Militärjunta zusammen mit Burkina Faso und Mali die Entwicklung einer gemeinsamen Gegenstrategie verkündet: „Wir sind für einen Angriff vorbereitet“, erklärte Burkina Fasos Verteidigungsminister Kassoum Coulibaly in Nigers Hauptstadt Niamey. Während im Hintergrund weiter verhandelt wird, standen Berichten zufolge in den vergangenen Tagen tausende junger Männer vor dem Fußballstadion von Niamey Schlange, um sich für die Armee rekrutieren zu lassen.

    Soldaten verkünden Machtübernahme im Niger

    Die Popularität der Putschisten in Niger gilt als hoch. In einer Umfrage im Auftrag des Londoner „Economist“ hatten im August 79 Prozent der befragten Nigrer:innen erklärt, die Militärjunta zu unterstützen. Diese hatte den bisherigen pro-westlichen Präsidenten Mohamed Bazoum am 26. Juli abgesetzt und festgenommen. Im Anschluss erklärte sie, sämtliche Exporte von Uran an die ehemalige Kolonialmacht Frankreich zu stoppen und die Militärkooperation zu beenden. Neben Frankreich unterhalten auch Deutschland und die USA Militärbasen in dem Land, das nach dem Putsch im benachbarten Mali als eine Art letzte stabile Bastion des Westens in der Sahelzone galt. Jetzt, nach dem Militärputsch in Niger, deutet sich eine Erweiterung des russischen Einflussgebietes in Nordafrika an: Die nigrische Militärjunta wandte sich bereits an die russische Söldnerarmee „Wagner“, um militärische Unterstützung zu erhalten. In Mali ist die Wagner-Gruppe bereits seit Jahren aktiv und mutmaßlich an Massakern an der Zivilbevölkerung beteiligt.

    Nach dem Militärputsch in Niger: droht ein neuer Stellvertreterkrieg in Afrika?

    Die ECOWAS-Staaten, die unter der Führung Nigerias den Angriff auf den Niger planen und die Militärjunta absetzen wollen, agieren mit der Rückendeckung Frankreichs. Das Außenministerium in Paris hatte bereits Anfang August erklärt, die Bemühungen der westafrikanischen Staaten zum Scheitern des Putsches zu unterstützen. Frankreich und Deutschland haben außerdem zwar ihre Zivilist:innen aus dem Niger evakuiert, belassen ihre Militärtruppen (ca. 1.000 französische und 200 deutsche Soldat:innen) aber dort.

    Im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen droht ein großer regionaler Krieg in Nordafrika. Dem ECOWAS-Bündnis gehören 15 westafrikanische Staaten an, von denen Nigeria, Senegal, Elfenbeinküste, Benin und Guinea-Bissau bereits eine Eingreiftruppe aufgestellt haben. Der Ausgang einer möglichen Militärintervention gilt jedoch als ziemlich ungewiss: Die nigrische Armee wurde in den letzten Jahren von den USA, Frankreich, Deutschland und anderen westlichen Ländern ausgebildet und ausgerüstet und gilt als gut trainiert. Mit der Unterstützung Burkina Fasos und Malis sowie möglicherweise Wagner-Söldnern könnten die ECOWAS-Truppen ihr also unterlegen sein. Nach dem Putsch hatte die Militärjunta den Luftraum über dem Land geschlossen. Zudem gibt es in den ECOWAS-Ländern selbst zum Teil erheblichen Widerstand gegen einen Krieg.

    Die Bemühungen um eine Verhandlungslösung laufen vor diesem Hintergrund weiter auf Hochtouren. Die USA haben mit Kathleen FitzGibbon eine erfahrene Diplomation als neue Botschafterin in den Niger entsandt, die am Samstag in Niamey eintraf. Auch dieser Schritt macht deutlich, dass gerade die künftigen internationalen Machtverhältnisse in der Sahelzone verhandelt werden.

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