Bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen erhielt die AfD ein starkes Ergebnis auch bei den 18- bis 24-Jährigen. Eine Rolle spielt dabei der Einfluss von sozialen Medien wie TikTok. – Ein Kommentar von Marius Becker.
Die diesjährigen Landtagswahlen in Bayern und Hessen verliefen für die Alternative für Deutschland (AfD) erfolgreich. Die faschistische Partei konnte in beiden Wahlen einen Zuwachs an Wähler:innen verzeichnen und wurde in Hessen sogar zweitstärkste Kraft. Diese Ergebnisse kommen angesichts der bundesweit guten Umfragewerte der AfD nicht ganz unerwartet.
Was allerdings durchaus verwundert, ist das starke Ergebnis bei jungen Menschen. In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen schnitt die Alternative für Deutschland besonders gut ab. In Hessen kam die Partei auf 15% in dieser Altersgruppe – bei den über 70-jährigen nur auf 9%. Im Vergleich zu 2018 konnte die AfD bei jungen Menschen damit um 5% zulegen, bei den älteren Menschen jedoch nicht.
Allgemeine Rechtsentwicklung
Die Verankerung der faschistischen Bewegung in immer größeren Teilen der Bevölkerung wurde besonders während der Corona-Pandemie und auch im letzten Herbst im Zuge der Preisexplosionen deutlicher. Während von linker Seite kaum eine Antwort erfolgte und Mobilisierungsversuche eher klein blieben, konnten die Faschist:innen über Monate und sogar Jahre hinweg eine beachtliche Masse an Menschen zu regelmäßigen Demonstrationen mobilisieren.
Dies kam jedoch nicht ohne Vorarbeit zustande, sondern war eine Folge langjähriger Verankerungsarbeit. Über Jahrzehnte wurden rechte Netzwerke in Form verschiedener Organisationen von der “Identitären Bewegung” über den “Dritten Weg” bis hin zur AfD und ihrer Jugendorganisation “Junge Alternative” aufgebaut. Daneben wurde auch ein weitreichendes Medienimperium geschaffen, das von Think Tanks über Verlage bis hin zu Massenmedien reicht.
AfD im Umfrage-Höhenflug – Hochkonjunktur für den Faschismus?
Die Rolle der sozialen Medien
Ein Instrument, das die AfD zu nutzen weiß, sind soziale Medien wie TikTok, Instagram oder Facebook. Vor allem auf der unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebten Plattform TikTok erreichen die Beiträge von Alice Weidel & Co. eine beträchtliche Aufmerksamkeit. Die Videoplattform des chinesischen Medienunternehmens “ByteDance” hat mittlerweile einen großen Einfluss auf die politische Meinungsbildung junger Menschen.
Die Bundestagsfraktion der AfD teilt dort verschiedene Ausschnitte von reißerischen Reden, die regelmäßig mehrere Millionen Aufrufe und hunderttausende Likes erhalten. In kurzen Abschnitten werden dort die menschenfeindlichen Hetzreden der AfD-Politiker:innen verbreitet. Einige bekannte Politiker:innen der AfD, wie z.B. Beatrix von Storch oder Maximilian Krah, versuchen sich als Influencer und haben auf ihren persönlichen Accounts eine große Gefolgschaft aufgebaut.
Die Kurzvideos auf TikTok sind dabei besonders gut geeignet, um scheinbar einfache Lösungen für komplexe Probleme zu präsentieren. Die faschistische AfD hat dort mit ihren emotionalisierten und provokanten Inhalten ein besonders leichtes Spiel. Darüber hinaus verfügt die Partei über eine Vielzahl an sogenannten “Drittaccounts”, die zwar nicht offiziell mit der AfD in Verbindung stehen, aber deren Inhalte teilen und verbreiten. Das erschwert die Zuordnung dieser Beiträge und maximiert die Reichweite der Rechtsaußen-Partei.
Einen großen Einfluss nehmen auch Milliardäre wie Elon Musk, der Eigentümer der Plattform “X”, ehemals “Twitter”. In der Asyldebatte in Deutschland schaltete er sich zuletzt persönlich ein und unterstützte offen die Positionen der AfD. Daneben rief er dazu auf, dass es Folgen haben würde, wenn es weiterhin Angriffe auf rechte Politiker:innen geben würde. Diese „Angriffe“ u.a. auf die beiden Vorsitzenden der AfD Tino Chrupalla und Alice Weidel stellten sich im Nachhinein jedoch ganz anders dar als von der AfD behauptet.
