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Sonntag, April 28, 2024
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    Die humanitäre Krise im Gazastreifen weitet sich aus – erste Hilfspakete in Aussicht

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    Seit dem 07.10.2023 tobt in Palästina ein Krieg ungekannten Ausmaßes. Nach dem Überraschungsangriff aus dem Gazastreifen begann Israel mit massiven Bombardierungen dieses Gebiets. Seitdem das israelische Militär die Bombardierung eskaliert hat und auch zivile Einrichtungen anzugreifen scheint, steigt die Zahl der Getöteten im Gazastreifen enorm an.

    Bereits wenige Tage nach der Kommando-Aktion der Palästinenser:innen ließ Israel eine absolute Blockade über den Gazastreifen verhängen. Der einzige Grenzübergang nach Ägypten in Rafah wurde geschlossen und mehrmals bombardiert. Es gibt derzeit keine Möglichkeit, den Gazastreifen zu verlassen.

    Auch Strom, Wasser und Internet wurden durch Israel abgestellt. Das bedeutet für die Menschen eine Abhängigkeit von Dieselgeneratoren und Brunnen; allerdings geht der notwendige Treibstoff, um Motoren und Wasserpumpen zu betreiben, auch sehr bald zur Neige. Am 13.10. ordnete Israel eine Evakuierung des nördlichen Gazastreifens an. Daraufhin mussten über 1.1 Millionen Menschen aus ihren Häusern flüchten.

    Neue Flächenbombardements in dicht besiedeltem Gebiet

    Die ständigen Luftangriffe forderten nach jetzigem Stand über 3.700 Todesopfern und über 13.000 Verletzte auf palästinensischer Seite. Bombardiert wurde etwa auch ein Autokonvoi mit Flüchtenden nach der angeordneten Evakuierung, dabei starben durch einen Angriff 70 Vertriebene.

    Besonders viel Aufsehen erregte die Bombardierung des „Al-Maamadani“-Krankenhauses am 17. Oktober mit über 500 zivilen Opfern. Obgleich noch unklar ist, wodurch das Krankenhaus getroffen wurde, ist sicher, dass dies im Kontext der massiven israelischen Bombardierung des Gazastreifens passiert ist.

    Israel bestreitet mittlerweile strikt, für diese Explosion verantwortlich zu sein. Für Skepsis sorgt aber erstens die Tatsache, dass Israel schon in der Vergangenheit die Tötung von Zivilist:innen palästinensischen Gruppen zur Last gelegt hatte, bevor unwiderlegbare Beweise vorlagen. Auch postete Hananya Naftali, ein Berater des israelischen Premierministers Netanjahu, unmittelbar nach der Explosion im Krankenhaus auf X (ehemals Twitter) in englischer Sprache folgende Meldung: „EILMELDUNG: Die israelische Luftwaffe hat eine Terrorbasis der Hamas in einem Krankenhaus in Gaza angegriffen. Mehrere Terroristen sind tot.“ Die Meldung wurde aber kurz darauf wieder von ihm gelöscht und einige Stunden später ausdrücklich dementiert.

    Die UN und verschiedene Regierungen haben zu einem Ende der Blockade aufgerufen. Seitens der EU war sogar von einer Luftbrücke zu hören. Das Schicksal des Gazastreifens mit seinen ca. zwei Millionen Einwohnern bleibt vorerst ungewiss.

    Hilfslieferungen ab Freitag in Aussicht

    Knapp zwei Wochen nach Beginn des Kriegs zwischen der radikal-islamischen Hamas und Israel intensivieren sich die Bemühungen um erste Hilfslieferungen für die Zivilist:innen im abgeriegelten Gazastreifen.

    Der Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen wird Medienberichten zufolge am Freitag für erste Hilfslieferungen geöffnet. Ägypten begann nach Absprache mit den USA und Israel gestern mit der Behebung der Schäden, die durch den israelischen Luftangriff auf den Grenzübergang verursacht worden waren.

    Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi hatte nach Gesprächen mit US-Präsident Joe Biden einen „dauerhaften“ Zugang für Hilfslieferungen in den Gazastreifen zugesagt. Ägypten habe zugesichert, zunächst bis zu 20 Lastwagen mit Hilfsgütern durchzulassen. Biden hatte zuvor bei einem Treffen mit Israels Präsident Benjamin Netanjahu auch dessen Zusage erhalten, Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu erlauben.

    Offensichtlich ist jedoch, dass ein Volumen von 20 Lastwagen am Tag weit davon entfernt sein wird, die Bedürfnisse der über 2 Millionen Menschen in Gaza auch nur ansatzweise zu decken. Selbst vor Beginn der israelischen Bombardierungen und noch vor der mehrwöchigen Blockade des Gazastreifens war das Gebiet von etwa 100 Lastwagen-Ladungen Hilfsgütern pro Tag abhängig.

    Auf einer erneuten Nahostreise wirbt Außenministerin Annalena Baerbock für humanitäre Hilfe und drängt gleichzeitig auf die Freilassung deutscher Geiseln durch die Hamas. Sie „werde diese Reise nutzen, um mit all denen, die über Kanäle zur Hamas verfügen, darüber zu sprechen, wie die Geiseln freigelassen werden können“, so Baerbock.

    Am Donnerstagabend kündigte sie in Jordanien an, die Zivilbevölkerung im Gazastreifen mit einer humanitären Soforthilfe in Höhe von 50 Millionen Euro unterstützen zu wollen. Mit dem Geld sollen internationale Organisationen wie das Welternährungsprogramm, das UN-Kinderhilfswerk Unicef und vor allem das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA) unterstützt werden.

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