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Dienstag, März 19, 2024
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    Arbeitslosigkeit: 2,5 Millionen ohne Job bei gleichzeitigem Arbeitskräftemangel

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    Die Zahl der Arbeiter:innen ohne Job ist im Juli um über 100.000 gestiegen. Damit hat sie stärker zugenommen als in dieser Jahreszeit üblich. Ein Grund dafür ist die statistische Erfassung von Geflüchteten aus der Ukraine. Zugleich gibt es in Deutschland aktuell rund 881.000 unbesetzte Stellen.

    Das Zusammenspiel aus Wirtschaftskrise, Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Energiekrise hinterlässt auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt eigentümliche Spuren. Nach neuesten Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind in Deutschland derzeit 2,47 Millionen Menschen ohne Beschäftigung. Damit ist die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat um 107.000 gestiegen. Die Arbeitslosenquote beträgt damit 5,4 Prozent.

    Arbeitsmarkt: Fachkräftemangel und mehr Beschäftigte beim Staat

    Daniel Terzenbach, ein Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, bewertet den Anstieg der Arbeitslosenquote als „kräftiger als jahreszeitlich üblich“. Ein Hauptgrund für die Entwicklung sei jedoch ein statistischer Effekt: Geflüchtete aus der Ukraine, die zunächst als Asylbewerber:innen eingestuft waren, haben seit Juni Anspruch auf Grundsicherung und werden daher seitdem erstmals in der Arbeitslosenstatistik erfasst. Insgesamt sei die Lage des Arbeitsmarktes jedoch „trotz aller Belastungen und Unsicherheiten“ stabil, so Terzenbach. Im Juli 2021 hatte die Arbeitslosenzahl noch um 120.000 höher gelegen.

    Parallel zur Arbeitslosenstatistik meldete die Bundesagentur für Arbeit auch die aktuelle Zahl unbesetzter Stellen. Diese liegt mit 881.000 derzeit besonders hoch. Im Juli 2021 waren 136.000 Stellen weniger unbesetzt. Eine relativ hohe saisonale Arbeitslosigkeit steht damit einem sehr hohen Mangel an Arbeitskräften gegenüber. Kapitalvertreter:innen sehen sich hierdurch veranlasst, neue Angriffe auf die Arbeiter:innenklasse zu fordern. So verlangte der Chef des Bundesverbands der deutschen Industrie, Siegmar Russwurm, erst vor wenigen Tagen eine Anhebung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 42 Stunden.

    BDI-Chef Russwurm fordert die 42-Stunden-Woche

    Die Zahl der Beschäftigten in Kurzarbeit geht aktuell weiter zurück. So ist die Zahl der Kurzarbeiter:innen von 401.000 Menschen im April auf 328.000 im Mai gesunken. Die angehende neue Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Ex-Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), rechnet jedoch angesichts der drohenden Energieengpässe mit neuen Wellen von Kurzarbeit: „Ich rechne nicht mit Normalbetrieb in den nächsten zwölf Monaten.“ Die Bundesagentur stelle sich auf verschiedene Szenarien ein, so Nahles, etwa wenn Betriebe ihre Produktion drosseln müssen.

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