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Donnerstag, November 14, 2024
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    3 Jahre Corona-Pandemie: Was bleibt?

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    Nach drei Jahren Corona-Pandemie sind die Maßnahmen und Einschränkungen für viele schon Teil der Vergangenheit. Rückblickend wurden durch die deutsche Regierung viele Fehler begangen, während gleichzeitig ein Lerneffekt für kommende Pandemien ausblieb. – Ein Kommentar von Janosch Weiß.

    Am heutigen Samstag, dem 11.03.2023 vor drei Jahren, beginnen die deutschen Landes- und Bundesregierungen, mit freiheitseinschränkenden Maßnahmen das Corona-Virus zu bekämpfen. Schon Ende Januar 2020 wurde in Bayern erstmals ein Mensch in der Bundesrepublik positiv auf den damals neuartigen Erreger getestet. Ein paar Tage später erreicht ein Flugzeug aus Wuhan, dem epidemischen Zentrum, Deutschland – alle Insassen werden 16 Tage in einer rheinland-pfälzischen Kaserne in Germersheim unter Quarantäne gestellt.

    Trotz Warnungen finden Karneval oder Fasching noch ohne Einschränkungen statt, tausende Menschen feiern zusammen ausgelassen in den Hallen und auf den Straßen des Rheinlands ohne das Wissen, dass solche Veranstaltungen in dieser Form für zwei Jahre nicht mehr stattfinden würden. In einem ersten Schritt werden über das Wochenende Schulen geschlossen und behelfsmäßig Homeoffices eingerichtet. Kurze Zeit später dann die Schließung des Einzelhandels, der Gastronomie und Sportstätten sowie die ersten Kontaktbeschränkungen. Bis zum Ende des Jahres werden diese so komplex und länder-unterschiedlich sein, dass Jede:r mit Schaubildern austüfteln muss, ob die eigenen Großeltern mit ihnen zusammen Weihnachten feiern dürfen.

    Widerspruch von Maßnahmen und Forschung

    Zwar ist den Politiker:innen nicht anzulasten, wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass eine Maßnahme gegen die Verbreitung des Virus weniger effektiv war als angenommen. Im Gegensatz dazu ist jedoch kurios, wenn trotz des damals aktuellen Stands Maßnahmen getroffen wurden, die schon auf dem damaligen Wissensstand ineffektiv waren.

    Zu beginnen wäre da in erster Linie mit nächtlichen Ausgangsbeschränkungen sowie dem Verbot, sich draußen mit einer bestimmten Anzahl an Personen zu treffen. Wer kann sich nicht daran erinnern, um kurz vor 22.00 Uhr noch rennend zu versuchen, die eigene Wohnung zu erreichen, als würde zu diesem Zeitpunkt das Purge-Signal ertönen? Nicht einmal der Zigarettenkauf am Automat, allein und ohne jegliche menschliche Interaktion, war noch erlaubt.

    Zu Corona-Hochzeiten setzte die Polizei München auch pflichtbewusst das Verweil- und damit Leseverbot auf bayrischen Bänken durch. Dabei stand schon nach einigen Monaten fest, dass das Virus durch Aerosole übertragen wird und nahezu ausschließlich Innenräume zu Übertragungszentren werden. Der abendliche Spaziergang an der frischen Luft hat zu keinem Zeitpunkt Menschen gefährdet. Trotz diesem Wissen sind die allermeisten Schulen heute immer noch unzureichend mit Lüftungsanlagen und Luftreinigern ausgestattet, als sei die Gefahr einer erneuten, anderen Pandemie nicht existent.

    Bei dem Thema Schulen, insbesondere Schulschließungen hat Lauterbach im Januar 2023 dann endlich eingeräumt, dass diese ein Fehler waren. Eine Studie zeigt, dass bei den betroffenen Jahrgängen der IQ messbar gesunken ist. Die Zahl der psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen steigt zwar seit Jahren, die Isolation während der Pandemie hat die Situation aber noch einmal deutlich verschlimmert: Ein Anstieg von 60% war 2020 im Vergleich zum Jahr davor zu sehen. Andere Nachbarländer haben dies von Beginn an erkannt und ihre Schulen anders priorisiert.

    Allerdings war es im Interesse des deutschen Staats, möglichst geringe Kapitaleinbußen zu erleiden – Erziehung und Bildung generieren in dieser Phase aber noch kein schützenswertes Kapital. Gleichzeitig zeigte die Maßnahme umso stärker die Unterschiede von besser und schlechter situierten Haushalten auf: Die einen mussten mit iPad und Betreuung eines nicht erwerbstätigen Elternteils kaum Abstriche machen, während sich in anderen Haushalten mehrere Kinder ein Endgerät teilen mussten oder daheim niemand helfen konnte, mangels deutscher Sprachkenntnisse eingewanderter Eltern. Diese Tatsache wurde schon zu Pandemie-Beginn erkannt, wurde aber ignoriert, sodass es unter anderem lang dauerte, bis den Schulen endlich die ersten Laptops zu Verfügung gestellt wurden, um ihre Schüler:innen zu versorgen.

    Ursache: Kapitalismus

    Während noch heute nicht wissenschaftlich bestätigt ist, von welchem Tier das auslösende Virus stammt, steht die gesellschaftliche Ursache für die Krise sowie den Umgang mit ihr fest: der Kapitalismus als stetig weiter um sich greifendes Wirtschaftssystem.

    Dabei kommt es nicht darauf an, ob eine Fledermaus oder ein Schuppentier den Erreger erstmalig selbst oder über Zwischenwirte auf den Menschen übertragen hat. In seinem unstillbaren Hunger nach Wachstum wird der Kapitalismus nicht aufhören, den Regenwald oder anderen Biotope kapitalbringend verwerten zu wollen. Jede Minute wird eine Fläche von 42 Fußballfeldern an Regenwald zerstört. Der Mensch ist gezwungen, immer weiter in ein Ökosystem einzudringen, das sich noch nicht an ihn angepasst hat. Dabei begünstigt der Verlust von Artenvielfalt neuartige Infektionskrankheiten und der vermehrte Kontakt fördert Mutationen, die an die Spezies Mensch angepasst sind. Doch auch nach zwei Jahren Corona-Ausnahmezustand hat in dieser Hinsicht kein Umdenken stattgefunden.

    Gleichzeitig wären in einem anderen gesellschaftlichen System und einer anderen Ausrichtung des Gesundheitssystems viele Maßnahmen von Beginn an überflüssig gewesen. Die Begründung für die Einschränkungen war stets die Knappheit von ausreichend Beatmungsgeräten und Personal und die dadurch entstehende Gefährdung des Lebens von Risikopatient:innen. Doch auch eine solche Knappheit ist keine Gesetzmäßigkeit: Wären die Krankenhäuser nicht wie Unternehmen in profitmaximierender Weise geführt worden, wäre eine solche Gefährdung nicht in demselben Maße eingetreten und Maßnahmen wären weniger freiheitseinschränkend ausgefallen. Leider fehlt auch an dieser Stellschraube der Pandemie-Politik ein Lerneffekt für Staat und Politik. Stattdessen wird 2023 sogar eine Pleitewelle erwartet, Streikwellen im Gesundheitsbereich nehmen zu und eine Besserung der Arbeitsbedingungen und Ausstattung der Krankenhäuser ist nicht in Sicht.

    Ausblick

    Abschließend bleibt zu sagen, dass die gezogenen Lehren aus der Corona-Pandemie eine Enttäuschung geblieben sind. Statt pro-aktiv an der Verhinderung der nächsten Ausnahmesituation mit dem nächsten Virus zu arbeiten, beschleicht den:der Bürger:in das Gefühl, dass die Bundesregierung den Vorgang als scheinbar singuläres Ereignis schon zur Vergangenheit zählt. Dabei ist nach drei Jahren Corona-Politik dem Staat nichts geblieben: weder Erkenntnis, noch eine gefestigte Studienlage und erst recht keine Lüftungsgeräte in Schulen. Deswegen bleibt es umso wichtiger, das Versagen des Staats in diesem Moment, in dem sich viele Bürger:innen auf ihn verließen, zu verdeutlichen  – und gleichzeitig weiterhin die Alternativen aufzuzeigen!

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