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Samstag, April 27, 2024
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    Inflation: Unternehmen rechnen weiter mit deutlichen Preissteigerungen

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    Stockungen in den internationalen Lieferketten und eine Preisexplosion im Energiesektor dürften die Preise von Konsumgütern im kommenden Jahr weiter erheblich ansteigen lassen. Ein Unternehmensberater rechnet mit einer „Welle von Preissteigerungen, so etwas haben wir noch nie gesehen“. Bereits jetzt ist die Inflation so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

    Das Statistische Bundesamt kommt aus den Rekordmeldungen derzeit kaum heraus. Im Dezember vermeldete Deutschlands staatliche Statistikbehörde für den Vormonat einen durchschnittlichen Preisanstieg von 5,2 Prozent gegenüber 2020. Die Teuerung war damit im November so hoch wie seit 1992 nicht mehr. Besonders drastisch haben sich dabei die Energie- und Kraftstoffpreise verteuert, darunter Haushaltsenergie (+ 12,2 %), Superbenzin (+ 41,2 %), Diesel (+ 48,5 %) und leichtes Heizöl (+ 101,9 %).

    Preise werden 2022 noch stärker steigen

    Explodierende Energiekosten und stockende Lieferketten

    Diese Explosion bei den Energiekosten kommt auch bei Industrieunternehmen an und wirkt dort zusammen mit den gestiegenen Preisen für Rohstoffe und Zulieferteile. Letztere sind wiederum eine Folge stockender internationaler Lieferketten aufgrund der Pandemie bei gleichzeitig anziehender Nachfrage. Für den November meldete das Statistische Bundesamt deshalb den höchsten Anstieg der Erzeugerpreise seit 1951. Sie waren im Vergleich zum Oktober um insgesamt 19,2 Prozent nach oben gegangen. Bei einzelnen gewerblichen Produkten lag die Teuerung sogar noch deutlich höher, so etwa bei Dünger (+ 43 %) oder Papier und Pappe (+ 28 %).

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    „Eine Welle von Preissteigerungen, so etwas haben wir noch nicht gesehen“

    Viele Unternehmen kündigten deshalb bereits an, ihre gestiegenen Kosten über die Warenpreise an die Endverbraucher:innen – also die Arbeiter:innenklasse – weiterzureichen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zitiert den Unternehmensberater Wolfgang Schnellbächer mit den Worten: „Auf die Endverbraucher rollt eine Welle von Preissteigerungen zu, so etwas haben wir noch nicht gesehen.“

    Dem Einkaufs- und Beschaffungsexperten der Unternehmensberatung BCG zufolge sei trotz Rekordinflation ein großer Teil der Preissteigerungen noch gar nicht bei den Konsument:innen angekommen: „Viele Preissteigerungen stecken noch in der Lieferkette, sind aber schon auf dem Weg zum Endkunden.“ Einzelne Konsumgüterhersteller könnten demnach in den kommenden zwei Jahren ihre Preise um jährlich 4 Prozent erhöhen. Zu den Tricks, die Unternehmen dabei anwenden, zählten auch kleinere Packungsgrößen, mit denen die Teuerung verschleiert wird.

    Die Preise steigen – also müssen auch die Löhne steigen!

    Reallohnverluste für die Arbeiter:innenklasse

    Für Arbeiter:innen führen die Preissteigerungen zu Verlusten bei den Reallöhnen. Für das dritte Quartal sei der Anstieg des Nominallohnindex um 3,9 % vollständig von steigenden Verbraucherpreisen aufgezehrt worden, meldete das Statistische Bundesamt am 21. Dezember.

    Das heißt: Zwar sind die Lohnüberweisungen zwischen Juli und September im Durchschnitt um 3,9 % höher ausgefallen als 2020. Davon haben Arbeiter:innen aber nichts, wenn gleichzeitig die Preise im selben Maße gestiegen sind. Von der Teuerung betroffen sein dürften besonders Facharbeiter:innen, angelernte und ungelernte Arbeiter:innen. Diese haben zwar etwas höhere Nominallohnsteigerungen gegenüber 2020 zu verzeichnen (+ 4,3 % / + 4,1 % / + 4,4 %). Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass ihre Nominallöhne im Krisenjahr 2020 gegenüber 2019 deutlich gesunken waren (- 1,2 % / – 2,5 % / – 1,6 %).

    Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Folgen der Wirtschaftskrise aktuell von der Arbeiter:innenklasse durch sinkende Reallöhne bezahlt werden.

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