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Migration: Arbeitsmarkt in Deutschland nach Herkunft unterteilt

Ohne Arbeiter:innen mit Migrationshintergrund wäre der Arbeitsmarkt in Deutschland längst zusammengebrochen. Dabei zeigt sich eine Arbeitsteilung und soziale Hierarchie nach Herkunft: In schlechter bezahlten Berufen wie in der Reinigungsbranche oder der Gastronomie arbeiten überwiegend Menschen mit ausländischen Wurzeln.

Ohne Migration würde in Deutschlands Wirtschaft nichts laufen. Zu diesem Ergebnis kommt das Statistische Bundesamt auf der Basis von Zahlen aus dem Jahr 2022. Demnach haben 25 Prozent aller Erwerbstätigen zwischen 15 und 64 Jahren einen Migrationshintergrund, das heißt sie selbst oder ihre beiden Elternteile sind aus dem Ausland nach Deutschland eingewandert.

Hoher Migrationsanteil in schlecht bezahlten Berufen

Die Zuwanderungsgeschichte spielt offenbar eine große Rolle für die spätere berufliche und soziale Stellung. Die Beschäftigten mit Migrationshintergrund verteilen sich nämlich nicht gleichmäßig über alle Branchen und Jobs. Vielmehr ist die Migrant:innenquote in Berufen mit überwiegend körperlicher Arbeit, schlechterer Bezahlung und atypischen Beschäftigungsverhältnissen wie befristeten Verträgen oder Minijobs besonders hoch: Den höchsten Anteil an Erwerbstätigen mit Migrationsgeschichte hat die Reinigungsbranche mit 59,7 Prozent, gefolgt von der Gastronomie (45,6 Prozent), dem Hochbau (40,5 Prozent) und der Fahrzeugführung (39,6 Prozent). Auch in Körperpflegeberufen wie Friseur:innen und Kosmetiker:innen (35,8 Prozent) und der Altenpflege (30 Prozent) liegt der Migrant:innenanteil höher als ihr Anteil am gesamten Arbeitsmarkt. Unter Ärzt:innen haben immerhin 26,9 Prozent eine Einwanderungsgeschichte.

Deutlich unterrepräsentiert sind Arbeiter:innen mit Migrationshintergrund dagegen in staatlichen Berufen wie Lehrer:innen (10,8 Prozent), bei der Polizei oder im Strafvollzug (5,7 Prozent). Auch in den klassischen ständischen Angestelltenberufen z.B. bei Banken und Versicherungen liegt der Migrationsanteil mit 16 Prozent sehr niedrig, ebenso selbst in der Landwirtschaft (10,7 Prozent).

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Arbeitskräftemangel und Zuwanderung

Aus den Zahlen ergibt sich also, dass der Arbeitsmarkt in Deutschland eine berufliche und soziale Unterteilung nach Herkunft aufweist. Infolge der älter werdenden Bevölkerung in Deutschland dürfte der Migrationsanteil auf dem Arbeitsmarkt in Zukunft weiter steigen. Schon jetzt gibt es in zahlreichen Branchen einen großen Mangel an Arbeitskräften: Knapp 540.000 Stellen werden nach Stand aus dem Frühjahr 2023 regelmäßig nicht besetzt. Dazu gehören mit der Kranken- und Altenpflege, der Baubranche sowie Berufskraftfahrer:innen gerade Berufe, in denen der Migrationsanteil schon jetzt überdurchschnittlich hoch liegt.

Arbeitsagentur und Migration: die etwas andere Menschenfeindlichkeit

Die Bundesregierung will im Interesse des deutschen Kapitals vermehrt Arbeitskräfte aus dem Ausland nach Deutschland locken, etwa durch erleichterte Regelungen für Einwander:innen aus Nicht-EU-Ländern. Im Jahr 2022 sind rund 2,7 Millionen Menschen nach Deutschland zugewandert, und zwar überwiegend aus der Ukraine (1,1 Millionen) — gefolgt von Rumänien (205.000), Polen (107.000), der Türkei (81.000) und Bulgarien (72.000).

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